Essen-Frohnhausen/Borbeck. Wer Probleme in der Schule hat, bekommt Hilfe im Essener Zukunft-Bildungswerk. Turgay Tahtabaş hat neue Standorte geöffnet und noch mehr Pläne.
Das Zukunfts-Bildungswerk hat in Borbeck und Frohnhausen zwei neue Standorte eröffnet, um Kindern bei Schulproblemen zu helfen. Gerade jetzt, nach Monaten von Homeschooling, sind viele Eltern und Schüler dankbar für die Hilfe.
Bildungswerk betreut 1400 Kinder in Essen und Gladbeck
Freudestrahlend verlässt die junge Mutter das Ladenlokal. Ihren Kindern kann geholfen werden. Turgay Tahtabaş gibt ihr noch sein Kärtchen und lächelt: „In Essen und Gladbeck betreuen wir fast 1400 Kinder.“ Vornehmlich Kindern mit Migrationshintergrund hilft der gemeinnützige Lernförderanbieter „Zukunft Bildungswerk“ dabei, durch Bildung auf eine erfolgreiche Zukunft zuzusteuern. Man expandiert weiter und fügte den bisher sechs Standorten weitere in Borbeck und Frohnhausen hinzu.
Gründer und Geschäftsführer Turgay Tahtabaş setzt auf Präsenz vor Ort: „Wir wollen uns integrieren im Stadtteil, möchten Netzwerkarbeit leisten und Anlaufstelle sein. Auch in Frohnhausen werden wir bei Bedarf anderen Organisationen unsere Räumlichkeiten zur Verfügung stellen.“ Das helle Ladenlokal an der Berliner Straße 114 bietet auf zwei Etagen mit 182 Quadratmetern viel Platz: „Unten ist unser Empfangsbereich, im ersten Stock haben wir fünf Unterrichtsräume.“
Viele Geflüchtet in Arbeit gebracht
Das Objekt in Borbeck an der Marktstraße 4-6 sei mit 150 Quadratmetern ebenfalls sehr großzügig bemessen: „Wir suchen ganz gezielt zentrale Lagen. Wir wollen mittendrin und sichtbar sein.“ Der wirtschaftliche Faktor sei nicht zu unterschätzen: „Wir haben viele Geflüchtete in Arbeit gebracht. Mittlerweile haben wir 40 Hauptamtliche, 215 Studenten und sogar drei Bundesfreiwilligendienstleistende. Wir sind Praxispartner fürs Duale Studium.“ Der 54-Jährige lächelt: „Wir als Familie befinden uns auf der Sonnenseite. Da möchten wir ein wenig abgeben.“
Förderverein ist geplant
Durch das Bildungs- und Teilhabepaket ist für viele Familien eine Übernahme der Nachhilfekosten möglich. Die kostenfreie Corona-Hotline wurde finanziert über Spenden, etwa durch Reinhard Wiesemann vom Unperfekthaus. Darüber hinaus gaben „Ein Herz für Kinder“ und die deutsche Postcodelotterie, auch Banken, Firmen und Privatpersonen Geld für die gute Sache. Turgay Tahtabaş ist es wichtig, dass der Sprung gelingt zu einer festen Institution: „Ich möchte keine Ein-Mann-Show bleiben.“ Daher soll ein Förderverein gegründet werden, der Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Wirtschaft einbindet.Weitere Informationen und Anmeldung beim Zukunft-Bildungswerk unter 551054 und www.zukunft-bildungswerk.de/
Tahtabaş war 1989 aus der Türkei nach Deutschland gekommen: „Wir wollten nur das Beste für unsere drei Kinder, waren aber mit ihrer Förderung überfordert.“ Sein Vater war Grundschullehrer: „Und doch musste ich bei null anfangen. Wir hatten aber das Glück, dass uns geholfen wurde. Unsere Kinder konnten das Abitur machen und ihre Bildungslaufbahn an Universitäten fortsetzen.“ Für Tahtabaş kein Grund, die Hände in den Schoss zu legen. Er bleibt aktiv, auch in der Krise.
Viele Schüler durch Corona abgehängt
Als besorgniserregende Signale zunahmen, dass durch Corona immer mehr Schüler abgehängt würden: „Ich musste was machen. Hilfe ist dann am effektivsten, wenn sie direkt und unkompliziert kommt.“ So wurde die Corona-Hotline für Schüler mit Problemen im Homeschooling entwickelt. Nicht nur in Essen stieß das kostenfreie Nachhilfeangebot per Telefon und Videochat auf enorme Nachfrage: „Es gab Anfragen aus ganz Deutschland, sogar aus Dänemark. Wir konnten an manchen Tagen bis zu 250 Anmeldungen verzeichnen.“ Und dies trotz oft erheblicher Sprachbarrieren: „Die Anmeldungsgespräche wurden in vielen Sprachen geführt.“ So manche Kommune habe bei ihm nachgefragt, wie er das gemacht habe: „Ich finde, alle Städte müssten so eine unbürokratische Hilfe anbieten.“
Die Folgen der Pandemie blieben gewiss noch für etliche Jahre spürbar. Daher habe er der NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer geschrieben und angeregt, das Erfolgsmodell fortzuführen, wenn Corona besiegt sei: „Man könnte es als Bildungshotline weiterführen in mehreren Sprachen.“ Die Schüler seien jedenfalls topmotiviert: „Und diese Motivation muss man kanalisieren und verstärken.“ Turgay Tahtabaş sprüht vor Tatendrang: „Als neues Modul bieten wir Ambulante Hilfe zur Erziehung an, auch möchten wir uns bei der Erwachsenenbildung einbringen. Wir machen Ferienspatz-Angebote, zum Beispiel rund um Musik oder Fußball. Im Herbst werden wir in Steele einen weiteren Standort eröffnen und suchen noch geeignete Räumlichkeiten in Altendorf.“