Essen-Rüttenscheid.. Rainer Podzuck hat sein Herz an Oldtimer verloren. Der Grundstein für die Leidenschaft wurde schon Ende der 1950er-Jahre am Nürburgring gelegt – als Kind begleitete er seinen Vater zum Großen Preis von Deutschland. Heute fährt er selbst bei vielen Ausfahren mit – etwa der Tour de Rü, die am 26. April wieder startet.



Wenn Rainer Podzuck die historischen Fotos vom Nürburgring der späten 1950er-Jahre betrachtet, ist seine Kindheit wieder da: Wolfgang von Trips, Ricardo Rodriguez und Jo Bonnier heißen seine Helden damals, als sein Vater ihn mit zum Großen Preis von Deutschland nimmt. „Das hatte mit dem Rennzirkus von heute nichts gemein: Der Eintritt kostete sechs Mark und ich konnte gar nicht aufhören, unseren Wagen zu polieren, damit er sich sehen lassen kann“, erinnert sich der heute 61-Jährige und lacht.

Seine Bilder zeigen Familien, die im Sonntagsstaat an der Strecke entlang laufen, elegante Fahrer wie Graham Hill in Trenchcoat und mit Schiebermütze, vor allem aber eines: Rennwagen, bei denen ein Reifenwechsel noch länger dauerte als einen Wimpernschlag. Das Kind Rainer Podzuck ist fasziniert von der Kulisse – verliert mit den Jahren aber das Interesse am Motorsport und konzentriert sich auf seinen Job beim Kosmetik-Unternehmen Wella, der ihn schließlich nach Italien führt.

Polizei-Oldie als Firmenfahrzeug

„30 Jahre haben Autos keine große Rolle gespielt. Mitte der 1980er-Jahre fand ich dann einen ganz alten Lancia, den ich relativ kenntnisfrei restaurierte“, erinnert sich Podzuck. Mit dem Wagen fährt er auch durch Italien. „Was hast du denn da für einen Blödsinn gemacht?“, habe ihn ein Italiener gefragt. Der ist heute ein guter Freund – und nebenbei einer der Top-Restauratoren Italiens. „Er hat mir gezeigt, wie man ein Auto mit Liebe zum Detail restauriert“, sagt Rainer Podzuck, der damals seine Faszination für alte Autos wiederentdeckt. Was zähle, sei die Geschichte: „Wer ist ihn gefahren, welche Originalteile sind erhalten? Das interessiert mich“, sagt Podzuck, der in seinem Porsche 356 noch den kompletten Schriftverkehr des Vorbesitzers, dem Baron von Finck, mit einem Kfz-Mechaniker fand.

Auch die Geschichte des Landrovers, den er heute als Firmenfahrzeug für seine Anfang 2013 eröffnete Weinbar Emma 2 nutzt, ist bemerkenswert. „Die belgische Polizei hat das Landrover-Modell in den 1950er-Jahren als Spezialanfertigung in Auftrag gegeben. Die zwei Mulden für die Gewehre sieht man bis heute“, so Podzuck.

Mit dem Porsche 356 durchs Leben fahren

Die Geschichte des Porsche 356 erzählt er derweil selbst weiter: „Meine Frau wusste lange nichts von dem Wagen: Bis ich ihr einen Heiratsantrag gemacht habe und das Auto als Überraschung direkt um die Ecke geparkt habe“, sagt der Rüttenscheider, der seither wortwörtlich mit seiner Frau durchs Leben fährt: Von Monza nach San Remo, von Basel nach Paris und in diesem Jahr vermutlich noch die längste Oldtimer-Rallye der Welt, 12 800 Kilometer durch Südamerika. „Das wäre ein großer Traum“, sagt Podzuck. Einige Fahrten im Jahr gehören für ihn fest zum Programm, darunter auch die Tour de Rü: „Oldtimer-Fahrer sind eine eingeschworene Gemeinschaft, das schätze ich auch an der Rüttenscheider Tour. Ich habe dort viele Gleichgesinnte kennengelernt, für die Oldtimer weit mehr als eine Wertanlage, sondern vielmehr eine Leidenschaft, sind.“