Essen. Das Trauerspiel um das „Café Central“ im Theater dauert bereits sechs Jahre an. Mit einem neuen Konzept will die Caritas die Sache zum Guten wenden.

Die sechs Jahre andauernde Pleite-Geschichte der Gastronomie im Grillo-Theater soll endlich eine Wendung ins Gute nehmen. Nach anderthalb Jahren Leerstand zieht wieder Leben in das „Café Central“. Die Caritas wird ab Herbst einen der prominentesten Gastro-Betriebe der Innenstadt übernehmen – wie in der letzten Woche bereits kurz berichtet, mit einem neuen Konzept. Es sind unter anderem Flüchtlinge, die kellnern sollen. Ihnen soll der Job neue Perspektiven eröffnen.

Ein Loch für 500.000 Euro

Auch ohne „Café Central“ bleibt der Platz vor dem Grillo-Theater ein exponierter Ort, wo man sich gerne aufhält und zur Not den Döner von nebenan isst. Von November an soll es hier wieder echtes Gastro-Leben geben, Foto: Ulrich von Born/ FUNKE Foto Services
Auch ohne „Café Central“ bleibt der Platz vor dem Grillo-Theater ein exponierter Ort, wo man sich gerne aufhält und zur Not den Döner von nebenan isst. Von November an soll es hier wieder echtes Gastro-Leben geben, Foto: Ulrich von Born/ FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | FUNKE Foto Services

Draußen, in exponierter Lage, gibt es eine sonnenbeschienene Terrasse mit perfektem Blick auf die Fußgängerzone. Drinnen der stimmungsvolle hohe Raum im ersten Obergeschoss – und, nun ja, das Erdgeschoss. Eigentlich, sollte man meinen, ist das Grillo-Theater ein weit mehr als nur stimmiger Ort für eine funktionierende Bar beziehungsweise ein Café, das eine willkommene Abwechslung bietet zu den Gastro- und Bäckerei-Ketten, die die City okkupiert haben.

Doch: Die Geschichte der Gastronomie in diesem Haus ist reich an Irrtümern, Fehlentscheidungen und Hängepartien. Im November 2010 hatte der langjährige Pächter überraschend gekündigt. Die städtische Grundstücksverwaltung GVE, die für das Gebäude verantwortlich ist, beschloss einen baulich drastischen Eingriff: Ein ellipsenförmiges Loch wurde in den Boden des hohen Raums im ersten Geschoss geschlagen. So sollte das Erdgeschoss mehr Licht bekommen, um dort einen neuen Bar-Betrieb zum Laufen zu bekommen. Man schwadronierte von einer „Galerie-Situation“. Kosten: Mindestens 500.000 Euro. Die Wolff-Gruppe versuchte sich nach mehreren Verzögerungen als Betreiber, richtete eine Lounge ein, Pfingsten 2012 war Eröffnung.

Eine neue Chance

Wer das Grillo jetzt von ebener Erde aus betrat, rannte zunächst vor wuchtiges Interieur aus geräucherter Eiche; lederbeschlagene, dunkle Lounge-Möbel nahmen dem Raum die nötige Luft. Da brachte auch das Loch in der Decke nicht viel. Für Veranstaltungen im Obergeschoss übrigens musste es sowieso immer wieder zugemacht werden – konstruiert worden war eine aufwändige Zwischendecke zum Einlassen.

„Von hier wird ein Signal ausgehen“: Björn Enno Hermans (Caritas) im noch leeren Erdgeschoss. Das Loch bleibt dauerhaft zu. Trotzdem soll mehr Licht hinein.
„Von hier wird ein Signal ausgehen“: Björn Enno Hermans (Caritas) im noch leeren Erdgeschoss. Das Loch bleibt dauerhaft zu. Trotzdem soll mehr Licht hinein. © FUNKE | FUNKE

Das hoffnungsvoll gestartete „Central im Grillo“ floppte jedenfalls. Es hatte sich erkennbar an das anspruchsvolle Publikum gerichtet, auch mit einer Inneneinrichtung, die mondän daherkommen wollte, jedoch überhaupt nicht zum Charakter des alten Grillo-Gebäudes passte. Es konterkarierte dessen Charme, zum Beispiel mit seltsam anmutendem Düsseldorf-Schick. Wer braucht schon LED-beleuchtete Strassperlen hinter Glas an den Wänden? Die Wolff-Gruppe kündigte knapp drei Jahre später. Das war im Frühjahr 2015.

Jetzt gibt es eine neue Chance – „Café Central International“ heißt es ab November, offizieller Pächter ist die Caritas. „Wir wollen damit ein Signal zur interkulturellen Begegnung setzen, ganz bewusst von einem sehr zentralen Punkt der Innenstadt aus“, sagt Björn Enno Hermans, Direktor der Caritas. Geflüchtete werden im „Café Central“ beruflich integriert; sie arbeiten unter der Regie des erfahrenen Gastronomen Mouldi Annagui, der eigens dafür angestellt wurde.

Ab Oktober wird das neue Team zunächst die Theatergäste in den Spielpausen versorgen; ab November dann soll der Tagesbetrieb starten – wie das Café im Erdgeschoss heißen wird, ist noch geheim. Die dunklen Möbel im Erdgeschoss sind jedenfalls ‘raus; „es wird nur quadratische Bistro-Tische geben und Requisiten aus vergangenen Grillo-Inszenierungen. So wollen wir räumlich mit dem Thema Theater spielen“, kündigt Hermans an. Täglich ab elf Uhr soll geöffnet werden; Snacks und Mittagstisch soll es geben, manches leicht orientalisch angehaucht, nachmittags klassisch Kaffee und Kuchen.

Und das Loch bleibt dauerhaft zu.