Das Tierheim schlägt Alarm: Mit den Zuschüssen von der Stadt ist die zunehmende Arbeit langfristig nicht mehr zu bewältigen. Dabei ist die Versorgung von Fundtieren eine kommunale Pflichtaufgabe, die das vom Tierschutzverein betriebene Heim lediglich im Auftrag der Stadt erledigt. Ein Glücksfall für die Stadt: Kommunen, die selbst Träger eines Tierheims sind, haben erheblich höhere Ausgaben.

So beziffert das Essener Tierheim seine Kosten auf jährlich rund eine Million Euro. Die Stadt übernimmt davon 200 000 Euro als Pauschale für die Versorgung der Fundtiere. Doch auch für diese Aufgabe reicht die Summe längst nicht mehr, sagt Tierheimleiterin Bärbel Thomassen. Zumal die Tiere in immer schlimmerem Gesundheitszustand an der Grillostraße ankommen und aufwändig medizinisch behandelt werden müssen.

„Wir haben daher bereits im Vorjahr besprochen, dass wir eine Erhöhung benötigen“, sagt Thomassen. Es gebe auch konkrete Vorschläge: „Wenn die Stadt nicht 100 Prozent übernimmt, sollte sie die Arbeit im Tierheim mit einem Euro pro Einwohner unterstützen“, formuliert die Vorsitzende des Tierschutzvereins, Elke Esser. Das sei die Faustregel für eine Großstadt.

Der Antrag der Tierschützer auf einen höheren Betrag werde noch geprüft, sagt Stadt-Sprecherin Jeanette von Lanken, nicht ohne die knappen Finanzen der Stadt zu erwähnen. Die 1-Euro-Lösung sei ohnehin zu pauschal: „Die Grundlage kann nur eine fundierte Kostenkalkulation sein.“ Sie betont aber: „Wir sind sehr glücklich, dass wir so einen engagierten Verein haben.“ Kein Wunder, Mülheim oder Dortmund zahlen für ihre städtischen Tierheime bis zu 800 000 Euro.

Die Essener Tierschützer bekommen den Sparkurs der Stadt unterdessen auch anderer Stelle zu spüren: „Je mehr bei der Stadt gekürzt wird, desto mehr müssen wir übernehmen“, sagt Thomassen. Sie übernehmen etwa die Entsorgung von Tierkadavern. Außerdem rufe regelmäßig das Ordnungsamt an, wenn Bürger sterben, ins Krankenhaus oder Gefängnis kommen und Haustiere zurückbleiben. In anderen Fällen werden Tiere beschlagnahmt, weil sie wegen Geldmangels oder in Messi-Haushalten nicht artgerecht gehalten werden. „Das sind ja keine Fundtiere, denn sie haben Besitzer – trotzdem landen sie bei uns“, sagt die Leiterin. Manche bleiben Monate, andere bis zu drei Jahre, weil sie so krank oder verhaltensgestört sind, dass vor einer Vermittlung zeitintensives Training und hohe Arztkosten fällig werden. Häufig würden Katzen und Hunde sichergestellt, aber auch Nutztiere wie kürzlich 75 Hühner. „Noch viel weniger sind wir auf Exoten wie Schnappschildkröten eingerichtet“, sagt Thomassen. Die Grenze war erreicht, als ihre Mitarbeiter eine hoch giftige Bananenspinne fangen sollten. „Wir sollen Fundtiere versorgen – dafür gibt’s nicht alles inklusive.“