Es ist der Stoff, aus dem Wirtschaftsförderträume gestrickt sind: in einer Zeit, da die großen Ansiedlungserfolge größtenteils passé scheinen, ein stattliches Unternehmen mit nicht weniger als 800 Mitarbeitern in die eigene Stadt zu lotsen. In Essen könnte das klappen, denn die Brenntag AG ist auf der Suche nach einer neuen Zentrale.
Vor 139 Jahren in Berlin von Philipp Mühsam als Eiergroßhandel gegründet, stieg das Unternehmen 1912 in den Chemie-Handel ein und darf sich mittlerweile Weltmarktführer der Branche nennen: mit mehr als 450 Standorten in über 70 Ländern, mit weltweit fast 13.000 Mitarbeitern, einem Umsatz von 9,7 Milliarden Euro und einem Vorsteuerergebnis von zuletzt 706,6 Millionen Euro (2012). Gesteuert wird die einstige „Brennstoff-, Chemikalien- und Transport AG“ seit nunmehr 70 Jahren aus der Nachbarstadt Mülheim, sie belegt dort das Hochhaus an der A40, gleich neben dem Rhein-Ruhr-Zentrum.
Doch die Immobilie ist in die Jahre gekommen, und neben einer Sanierung hat die börsennotierte Aktiengesellschaft, die in den MDax aufgenommen wurde, einen Blick über die Stadtgrenzen gewagt. Nach NRZ-Informationen sind neben dem Verbleib am alten Platz zwei Essener Grundstücke im Rennen – ein von Hochtief angebotenes Areal auf dem Gelände des ehemaligen Grugastadions, gleich gegenüber der Messe, und ein Grundstück an der Altendorfer Straße, vis-à-vis der Thyssen-Krupp-Zentrale, bei dem Kölbl Kruse für die Projektentwicklung verantwortlich zeichnet. Entstehen dürfte hier wie dort ein stattlicher Neubau, denn der Flächenbedarf wird von Brenntag mit rund 20.000 Quadratmetern angegeben. Wer am Ende den Zuschlag erhält, soll sich dem Vernehmen nach bis Ende des Jahres entscheiden.