Über das Internet fand Nicole Richter zu der Laufgruppe von Diabetikern am Baldeneysee. „Dafür komme ich gern zweimal wöchentlich aus Bochum hierher“, sagt sie, „denn laufen, das wollte ich unbedingt.“ Dabei war Nicole Richter sportlich bereits in jungen Jahren erfolgreich. „Ich habe in einer Rock’n’Roll-Formation getanzt. Damit sind wir 1987 Weltmeister geworden.“
Doch nach der Schwangerschaft blieb keine Zeit für Leistungssport. Jetzt, als Diabetikerin, suchte sie Anschluss an eine Gruppe. „Regelmäßiger Ausdauersport kann dazu beitragen, dass die Blutzuckerwerte sinken und sogar Medikamente reduziert werden können“, sagt Dr. Anna Trocha, stellvertretende Leiterin des Diabetes-Zentrums am Elisabeth-Krankenhaus, das die Aktion des Fußnetzes Deutschland unterstützt. Seit April nun läuft Nicole Richter, „das ist zwar ganz schön zeitintensiv“, sagt sie, „aber die Gruppe ist nett und es macht Spaß, hier zu laufen“. Und die Kombination aus angenehmer Umgebung und netter Gesellschaft sei nicht zu unterschätzen, wie Trocha bestätigt: „Wir wollen Menschen dazu bringen, dass sie nach Bewegung zufrieden mit sich sind und sich wohl fühlen.“ Bei Typ II-Diabetikern spiele zudem der Aspekt der Gewichtsabnahme eine Rolle. „Da wird viel eher deutlich, dass sich nicht nur Werte verbessern, sondern dass Fett durch Muskeln ersetzt wird. Zudem ist das Laufprogramm für uns eine gute Möglichkeit, Menschen zu erreichen, bevor Spätfolgen eintreten“, erklärt Trocha, „im Rahmen des Fußnetzwerks bekommen wir den Kontakt sonst oft erst sehr spät.“
Dann nämlich, wenn Patienten, die als eine Begleiterscheinung der Diabetes unter Schmerzunempfindlichkeit an den Füßen leiden, mit offenen Wunden kommen, die schlecht verheilen. Druckstellen, Blasen, die zu spät bemerkt werden können sich entzünden und zu Komplikationen bis hin zu Amputationen führen.
Wer bereits an einer solchen Schmerzunempfindlichkeit leidet, kommt für das Programm, das die Sporthochschule Köln in Essen zusammen mit der Ausdauerschule Bunert anbietet, nicht mehr in Frage. Zu groß ist die Gefahr, beim Lauftraining den Fuß zu schädigen.
Bei Nicole Richter besteht diese Gefahr derzeit nicht. Beim vierten Firmenlauf geht sie für das Fußnetz Essen an den Start, „doch damit endet das Programm noch nicht, es läuft bis November“, sagt sie. Wie es danach weitergeht? „Ich habe mir fest vorgenommen, regelmäßig zu laufen.“ Und die Erfolge früherer Jahre zeigen, dass ihre Willenskraft nicht zu unterschätzen ist.