Essen.. 600 Bewerber hat die Feuerwehr in Essen jährlich, doch nur wenige schaffen den harten Eignungstest. Für den bewerben sich zudem in den vergangenen Jahren keine Frauen mehr. Zwei Feuerwehrmänner beschreiben, warum es ihr Traumjob ist.
Acht Feuerwehrmänner hat Brandschutz-Dezernent Christian Kromberg in diesem Jahr bereits mit dem Ehrenzeichen ausgezeichnet: in Silber für 25 Jahre und Gold für 35 Jahre Dienst bei der Feuerwehr. „Vor allen Dingen stelle ich immer wieder fest, dass Kameradschaft bei Ihnen ein hohes Gut und von allergrößter Wichtigkeit ist“, sagte Kromberg bei seiner Ansprache.
In Essen arbeiten insgesamt rund 750 Wehrleute bei der Berufsfeuerwehr, unterstützt werden sie von mehr als 550 Kräften der Freiwilligen Feuerwehr.
Schulische, Praktische und Sportliche Tests müssen absolviert werden
Einstellungstermine bei der Berufsfeuerwehr sind jeweils zum 1. April und 1. Oktober. Zuvor müssen Bewerber einen Test bestehen: schriftlich, praktisch, sportlich. Voraussetzungen sind neben Sportlichkeit, u.a. der Hauptschulabschluss, eine abgeschlossene Berufsausbildung oder z.B. die Ausbildung zum Rettungsassistenten. Bewerber sollten nicht älter als 28,5 Jahre alt und mindestens 1,65 m groß sein.
„Wir haben je Einstellungstermin bis zu 300 Bewerber“, sagt Feuerwehr-Sprecher Mike Filzen. Trotz des großen Interesses sei es manchmal schwierig, aus den vielen Bewerbern zehn Auszubildende zusammen zu bekommen. Die körperlichen, also sportlichen Anforderungen seien sehr hoch.
Was mit Blick auf die Feuerwehr auffällt, ist der geringe Frauenanteil: Der liegt bei unter einem Prozent, so dass es in Essen fünf Feuerwehrfrauen gibt. Es gebe insgesamt nur wenige Bewerbungen von Frauen, sagt Filzen: „Bei den letzten Lehrgängen war keine Frau dabei.“
„Du weißt nie, was Dich erwartet“
Er hat sich einen Kindheitstraum erfüllt, so nennt Thorben Grüneboom seine Berufswahl: Der 26-Jährige ist Brandmeister bei der Feuerwehr. Dabei wusste er als Jugendlicher nicht recht, was er machen soll. Nach dem Abi hat er ans Studieren gedacht, hat dann seinen Zivildienst und die Ausbildung zum Rettungsassistenten absolviert. Da stand das Ziel schon fest, sagt Thorben Grüneboom.
Er kannte also den Rettungsdienst, als er zur Feuerwehr kam: „Es war es aber ein anderer Schlag bei einer so großen Berufsfeuerwehr zu arbeiten“, erinnert er sich an seinen Einstieg Ende 2011. „Es war plötzlich ein ganz anderes Gefühl“, sagt er, der sich der Gefahren schnell bewusst war, als er etwa Gasflaschen aus einem Gebäude trug. Gerade in der ersten Zeit war er sehr bedacht darauf, bloß nichts falsch zu machen, „und ich war froh, immer einen erfahrenen Kollegen an meiner Seite zu haben“. Von denen sei er als Neuer richtig gut aufgenommen worden.
"Du weißt nie, was dich erwartet"
Schließlich kamen nach den ersten Fahrten im Rettungsdienst und zu manchem Containerbrand große Einsätze wie das Feuer in einem Dachdeckerbetrieb an der Meisenburgstraße. Oder kürzlich der Kirchturmbrand in Bergerhausen, bei dem Thorben Grüneboom auf dem Tanklöschfahrzeug für die Wasserversorgung zuständig war. „Solche Einsätze sind nicht alltäglich“, sagt der Feuerwehrmann. Genau das macht seinen Job neben der Kollegialität und des großen Zusammenhalts für ihn aus: „Du weißt nie, was dich erwartet.“ Dafür weiß er genau, was von ihm verlangt wird: Dazu gehört vor allem Sportlichkeit. „Auf diesen Eignungstest habe ich mich daher ein Jahr lang vorbereitet“, sagt Grüneboom, der lange Zeit Hockey gespielt hat, zuletzt in der zweiten Bundesliga.
Für das Hobby bleibt jedoch bei einer 54-Stunden-Woche, 24-Stunden-Diensten sowie Einsätzen auch am Wochenende keine Zeit. Stattdessen hält er sich beim Dienstsport fit, spielt mit den Kollegen Fußball und joggt vor Dienstbeginn, „um den Kopf frei zu bekommen“, sagt der Brandmeister. Immerhin sieht er bei seinen Einsätzen Bilder wie das des Mannes, der aus der vierten Etage gefallen ist. „Natürlich nagt es auch an der Substanz, wenn du die dritte Nacht in Folge nicht durchschläfst.“ Was das Privatleben betrifft, so verschweigt er nicht, dass manche Familienfeier ohne ihn stattfindet und eine Beziehung mitunter zerbricht. Für Thorben Grüneboom bleibt seine Arbeit der Traumberuf, er kommt gern zum Dienst und weiß daher: „Ich hab’ alles richtig gemacht.“
Es gibt Einsätze, die vergisst man nie“
Noch hat keines seiner vier Kinder den Berufswunsch Feuerwehr geäußert, ihr Vater Uwe Sporreiter hingegen ist Hauptbrandmeister in zweiter Generation. Denn der 46-Jährige folgte seinem Vater, der mächtig stolz darauf ist, „den Sohn überhaupt erst beruflich auf diese Idee gebracht zu haben“.
Uwe Sporreiter ist Feuerwehrmann und Familienmensch und sieht in dieser Kombination durchaus Vorteile: „Ich bin morgens zu Hause, bringe die Kinder in die Kita oder zur Schule“, sagt er über die Arbeitszeiten im Schichtdienst, die er ja selbst nie anders kannte. Als Beamter ist ihm zugleich eines genommen: die Angst vor Arbeitslosigkeit. Das hätte vielleicht in seinem ersten Job anders laufen können. Uwe Sporreiter schloss zunächst seine Lehre zum Zentralheizungs- und Lüftungsbauer ab, war zwei Jahre lang bei einer kleinen Firma als Geselle unterwegs. Als es hieß: Meisterbrief oder Feuerwehr, wählte er letzteres und absolvierte seine Grundausbildung in Frankfurt. Anschließend kam er aber mit seiner damaligen Freundin und heutigen Frau zurück nach Essen.
Hier in seiner Heimatstadt erinnerte er sich an einen Großeinsatz im Gebiet Schacht Neu-Cöln, bei dem er seinen Vater traf – beruflich. „Ich sorgte auf einem Sonderfahrzeug für Schaummittel“, sagt Uwe Sporreiter.
Einsätze, die unvergessen bleiben
Seinen Einstieg bei der Feuerwehr beschreibt er nun 25 Jahre später immer noch als sehr eindrucksvoll. Bis heute gibt es Einsätze, die für ihn einfach unvergessen bleiben. So war er 2012 mit seinen Kollegen als erste Einheit vor Ort an der Haltestelle Hollestraße. Das Bild, das sich ihnen bot, waren ineinandergekrachte Straßenbahnen und schwer verletzte Fahrgäste, erinnert sich der Hauptbrandmeister an den schrecklichen Unfall. Nie werde er zudem den ungewöhnlichen Kirchturm-Brand in Bergerhausen vergessen, als in St. Hubertus ein Blitz in die Spitze eingeschlagen ist. Im Großtanklöschzug war er verantwortlich dafür, dass seine Kollegen Wasser zum Löschen hatten. Diese enge Zusammenarbeit und den Zusammenhalt schätzt der Feuerwehrmann: „Die enge Verbindung zeigt sich auch darin, dass wir uns gleich kleiden.“
Mit seiner großen Leidenschaft hat er seine Kinder jedoch noch nicht anstecken können. Den ältesten wohl eher nicht, sagt der 46-Jährige lächelnd: „Ich hab’ ja noch zwei weitere Söhne.“ Dass einer von ihnen nun in seine beruflichen Fußstapfen tritt, das wäre schon einer seiner großen Wünsche. Eine seiner besten Entscheidungen, sagt Uwe Sporreiter, die hat er längst getroffen: für die Feuerwehr.