Essen.. Am 14. September beendete der Schiedsrichter das Kreisliga-B-Spiel zwischen dem TuS Essen-West und Ruwa Dellwig vorzeitig: Er sei bedroht und verfolgt worden. Die Spruchkammer im Fußballkreis 13 kommt zu einem anderen Ergebnis. Der TuS-Vorsitzende beklagt aber „ein finanzielles Desaster“.

Der Fußballkreis Essen Nord/West machte zuletzt deutschlandweit Negativschlagzeilen: Nachdem ein Spieler der DJK Juspo Altenessen in einem Kreisligaspiel einen Gegenspieler mit einem Kopfstoß zu Boden gebracht und ihm gegen den Kopf getreten hatte, musste der Fußballkreis 13 als Beispiel für die Verrohung im Amateurfußball herhalten. Sein Sportgericht setzte acht Tage darauf mit dem Urteil ein Zeichen: Der Täter, 21, darf nie wieder in einem deutschen Fußballverein mitspielen. Der zweite Fall von jenem schwarzen Sonntag Mitte September, der die Spruchkammer beschäftigte, stellt sich nach der Verhandlung am Montagabend dagegen ganz anders dar.

Schiedsrichter Niklas Tietz hatte die Kreisliga-A-Partie TuS Essen-West gegen Ruwa Dellwig am 14. September kurz vor Spielende beim Stand von 2:1 abgebrochen. Nach einem Platzverweis für TuS-Spieler Jasin Keskin ging es auf dem Platz hoch her, auch mehrere Zuschauer waren aufs Feld gestürmt: Rudelbildung. Schiedsrichter Tietz verließ die Anlage und gab in seinem Bericht an, an der Keplerstraße verfolgt und bedroht worden zu sein. Während der TuS das von Anfang an vehement bestritt, führte der junge Unparteiische als Zeugen zwei Freunde an, die ebenfalls vor Ort waren.

Schiedsrichter „auf dem Spielfeld nie in Gefahr“

Karl Schüller, Vorsitzender der Spruchkammer, fasst das Ergebnis so zusammen: „Der Schiedsrichter war nach den Aussagen aller Zeugen auf dem Spielfeld nie in Gefahr.“ Er sei „nicht bedroht oder angegangen“, sondern lediglich beleidigt worden.

Den Widerspruch zu den Aussagen des Schiedsrichters erklärt Schüller so: „Er hatte wohl das Gefühl, bedroht worden zu sein.“ Das Spiel habe Tietz abgebrochen, „weil er dachte, es nach der Eskalation nicht mehr in den Griff bekommen zu können.“

Acht Spieler Sperre für Rotsünder

Frank Ritter, Vorsitzender des Turn- und Spielvereins Essen-West 1881
Frank Ritter, Vorsitzender des Turn- und Spielvereins Essen-West 1881 © Unbekannt | Unbekannt

Das Urteil der Kammer: Sie sperrte Rotsünder Keskin, der sich in der Sitzung entschuldigte, wegen unsportlichen Verhaltens für acht Spiele. Eine Verwarnung handelte sich obendrein der Schiedsrichter-Betreuer des TuS, Marcel Sarrazin, ein. Schüller. „Er hat den Schiedsrichter hartnäckig bedrängt, das Spiel doch wieder anzupfeifen.“ Die Partie muss nun wiederholt werden: ohne Schiedsrichter Tietz, mit einem zusätzlichen Beobachter des Verbandes.

TuS-Boss: Sponsoren kündigen

Frank Ritter, der Vorsitzende des Turn- und Spielvereins, stimmt das Urteil zufrieden. Er hatte zuvor bereits ein Anti-Aggressions-Training für die zweite Mannschaft angekündigt.

Nichtsdestotrotz sagt er: „Der Vorfall ist für uns ein finanzielles Desaster.“ Zwei Sponsoren seien wegen der Negativ-Schlagzeilen und aus Angst vor schlechter PR abgesprungen – „auch weil ein Journalist von einer ,Menschenjagd an der Keplerstraße’ berichtet hat“, so Ritter. Nun sei sogar die Finanzierung des vor zwei Jahren eingeweihten Kunstrasenplatzes in Gefahr. Für Ritter allemal Grund genug, eine Schadenersatzklage gegen den Reporter zu prüfen: „Schließlich steht jetzt fest, dass es keine Menschenjagd gab.“