Essener Südwesten.. Mit den neuen Einrichtungen, die in den nächsten Jahren entstehen sollen, will die Stadt den Mangel an Betreuungsplätzen lindern.
Im Südwesten der Stadt laufen den Kita-Planern die hohen Zuwachszahlen von Kindern davon. Eine neue Einrichtung in der ehemaligen Altendorfer Markscheideschule und eine ehemals private an der Fulerumer Humboldtstraße sollen im Kita-Jahr 2016/17 die Lücken stopfen. Ein großer Wurf soll erst noch folgen. Die Stadt kündigt an, in den kommenden Jahren im Bezirk III (u.a. Haarzopf, Fulerum, Frohnhausen, Altendorf) sieben neue Einrichtungen zu eröffnen.
„Hinter all diesen Zahlen und Quoten stehen doch Schicksale. Ich kenne eine Mutter von zwei Kindern, die sich seit Jahren bemüht, aus der Sozialhilfe herauszukommen. Nun hätte sie einen Job, bekommt die Kinder aber nicht mehr unter, weil kein Platz da ist“, veranschaulichte die Holsterhauser Sozialdemokratin Karin Sidiropoulos in der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung (BV) III. Zu Gast hatten die Vorortpolitiker Jürgen Schroer, Leiter des Kinderbüros der Stadt.
Täglich, so schilderte er, schlügen bei ihm und den Mitarbeitern im Essener Familienpunkt die harten Schicksale hinter den Zahlen auf. Doch helfen könne auch er nur schrittweise, überall laufe man in Essen auf ein Defizit an Betreuung zu. Man könnte hinzufügen: ...oder man steckt vielerorts längst mittendrin. „In den Vorausberechnungen war die Kinderzahl noch rückläufig. Die Bevölkerungszunahme, auch im Bezirk III, macht uns schwer zu schaffen“, räumte Schroer ein. Zwischen September 2014 und September 2015 sei allein im Bezirk III die Anzahl der Kinder um 234 gewachsen, davon mindestens 132 mit Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz. „Die Betreuungsquoten sind hier nicht zufriedenstellend und werden in Teilbereichen weiter sinken“, so Schroers düstere Prognose.
Sorge um Kita-Schließungen
So weit, so schlecht. Mit einem Notprogramm – Überbelegungen, Container usw. – will man stadtweit 800 Plätze schaffen. „Die werden auch hier für ein bisschen Entlastung sorgen. Außerdem wird im Laufe des Kita-Jahres 2016/17 der Verein für Kinder- und Jugendarbeit (VKJ) eine neue Einrichtung in der Markscheideschule für 84 Kinder eröffnen. Die evangelische Kita Raadter Straße wird die ehemals gewerbliche Kita an der Humboldtstraße mit 25 Plätzen weiterführen“, erläuterte der Stadtvertreter. Angesichts zukünftiger Neubauten und Zuzüge und des ungebremsten Flüchtlingsstroms werde dies nicht viel mehr als der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein werden, vermutet Schroer.
Das gefiel den meisten Politikern naturgemäß wenig. Hinzu kommt: Ob und wann das eigentlich geplante Mehrgenerationen-Projekt mit Kita auf dem Gelände der ehemaligen Grundschule an der Hatzper Straße gebaut werde, stehe in den Sternen. Hier sind bis auf Weiteres Flüchtlinge untergebracht. Außerdem drückt im Bezirk die Sorge um Kita-Schließungen des katholischen Zweckverbandes (St. Elisabeth/Frohnhausen) und der evangelischen Diakonie (Grevelstraße/Frohnhausen). Jürgen Schroer konnte aber beruhigen: „Die Neuaufnahmen in beiden Einrichtungen laufen. Wir verhandeln derzeit, wie und in welcher Form die Häuser weiter betrieben werden“, sagt Schroer.
Trübe Aussichten im Westen und Südwesten? Nicht ganz. „Wir stimmen gerade eine sehr konkrete Mehrjahresplanung in der Verwaltung ab, die wir im Juni der Politik vorlegen wollen. Das würde für den Bezirk III sieben neue Standorte bedeuten“, kündigte Schroer an. Die eingangs erwähnte Holsterhauser Mutter zweier Kinder hört das sicher gern. Bleibt nur zu hoffen, dass der Nachwuchs dann nicht längst die Grundschule besucht.