Frohnhausen.. Christian Nickel ist Eismeister. Mit Stracciatella oder Malaga hat er nichts zu tun. Er glättet in der Halle am Westbahnhof den Boden für Sportler.


Christian Nickel ist Eismeister. Wer jetzt an Stracciatella, Malaga oder Bananensplit denkt, ist auf dem völlig falschen Weg. Christian Nickel bereitet zusammen mit drei Kollegen das Eis in der Halle am Westbahnhof auf – und das nicht nur bei den Deutschen Eiskunstlauf-Meisterschaften an diesem Wochenende.

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Mit der rechten Hand dreht der 52-Jährige den Zündschlüssel nach rechts und schon surrt leise der Elektromotor an. Die 13 Jahre alte, stahlblaue Eisaufbereitungsmaschine der Marke Eisbär (Neupreis ca. 120 000 Euro) rollt langsam mit ihren Spikes bewehrten Reifen rückwärts aus ihrer Garage unter der Tribüne auf die Eisfläche. Mit einem vertikalen Schwungrad regelt der Fahrer, wie viel das zwei Meter breite Messer unter dem Gefährt von der Eisfläche schabt. „Mittlerweile mache ich das nach Gefühl“, sagt Christian Nickel. Gelernt hat er mal Einzelhandelskaufmann, war danach bei der Bundeswehr und danach im Innenausbau tätig. „Irgendwann habe ich mal als Aushilfe in der Eishalle gearbeitet – und bin geblieben.“ Seit zwölf Jahren ist der gebürtige Essener bei der Trägergesellschaft der Halle als Eismeister angestellt.

„Die Eisfläche ist wie ein Gefrierfach – nur viel größer“, sagt Christian Nickel. Je kälter das Eis, desto härter ist es. Verschiedene Sportarten haben dabei verschiedene Bedürfnisse. Eishockeycracks mögen es härter. Dann wird aus dem Maschinenraum das Eis auf minus neun Grad heruntergekühlt. „Eiskunstläufer lieben es etwas weicher“, erklärt Nickel. Fünfeinhalb Grad unter Null reichen völlig.

Das Cockpit des Eisbären.
Das Cockpit des Eisbären. © Essen | Essen






Puckjäger wie Pirouetten-Künstler haben aber eines gemein: Wenn das Eis abgefahren ist, muss es erneuert werden. Beim Eishockey drehen Christian Nickel und seine Kollegen vor dem Aufwärmen der Teams, vor dem ersten Bully und zwischen jedem Drittel jeweils eine zehnminütige Runde. Beim Eiskunstlauf gilt die Faustregel, dass das Eis nach einer Stunde hin ist. Mit dem Messer wird dann Eis abgeschabt und in einen Container im Innern angesogen. Gleichzeitig tröpfelt am hinteren Teil der Maschine Wasser aufs Eis, das mit einem großen angebrachten Lappen gleichmäßig verteilt wird und umgehend friert. Damit eine gleichbleibende Stärke von etwa vier Zentimetern gewährleistet bleibt, muss in etwa soviel Wasser aufgebracht werden wie Eis abgeschabt wird. Drei Kubikmeter pro Runde können das schon sein.

Das Tätigkeitsfeld von Christian Nickel beschränkt sich aber keineswegs auf die 1800 Quadratmeter große Eisfläche. „Wir sind irgendwie so etwas wie Mädchen für alles in der Halle“, sagt er. Dazu gehört an diesem Freitag auch, die Plexiglas-Aufbauten der Bande zu entfernen, die die Eishockey-Fans vor Querschlägern schützen soll. Die Eiskunstlauf-Liebhaber sollen ja freie Sicht auf Rittberger, Axel oder Toeloop haben.

Christian Nickel besitzt selbst Schlittschuhe. „Es ist aber bestimmt drei Jahre, dass ich das letzte Mal damit auf dem Eis war“, lacht er. Am Wochenende wird er aber das eine oder andere Mal an der Bande stehen, und den Künstlerinnen und Künstlern auf dem „seinem“ Eis zuschauen. Sein Herz – und daran lässt er keinen Zweifel – gehört allerdings dem Fußball im Ruhrgebiet.