Essen. Die CDU hat in Essen das Grundgesetz verteilt und wollte ein Zeichen gegen Salafismus setzen. “Lies“-Aktivisten erschienen trotz Ankündigung nicht.

„Grundgesetz gegen Salafismus“ – mit diesem Slogan schlug die Essener CDU am Samstag demonstrativ ihr blaues Info-Zelt in der Kettwiger Straße in Essen auf. Direkt nebenan – in Höhe des Bekleidungsgeschäftes „Primark“ – wollten eigentlich die salafistischen „Lies“-Aktivisten ihren Stand aufbauen.

Doch der spektakuläre Zusammenprall zwischen Koran- und Grundgesetzverteilern, zwischen religiösen Fanatikern und Demokraten, fiel aus: Entgegen ihrer Ankündigung im Internet unterließen es die Koranverteiler abermals, nach Essen zu kommen.

Gut 1000 Exemplare des Grundgesetzes binnen zwei Stunden verteilt

Es ist Samstagvormittag kurz nach halb zwölf. Die 35 Funktionäre, zu erkennen an den orangefarbenen Schlüsselbändern mit CDU-Badge, beherrschen schon rein optisch das Terrain zwischen Dom und Marktkirche. Das Grundgesetz, in diesem Fall ein schmales Reclam-Bändchen in Handyformat, findet großen Zuspruch, gut 1000 Exemplare der bundesdeutschen Verfassung werden binnen zwei Stunden an jene verteilt, die eigentlich zum Shoppen unterwegs sind.

Dass es nicht zur unmittelbaren Konfrontation mit den Salafisten kommt, stört die Unions-Aktivisten nicht. Im Gegenteil: Die Abwesenheit der Koranverteiler empfinden sie als einen kleinen Sieg. „Es ist ein Erfolg für uns, dass sie heute nicht gekommen sind“, sagt der Bundestagsabgeordnete und designierte Parteichef Matthias Hauer. Und Thomas Kufen fügt hinzu: „Ganz offensichtlich weichen die Salafisten der Diskussion aus.“

Salafismus – das sei religiöser Fanatismus

Der Essener Fraktionschef erinnert auch an den breiten Protest Mitte Januar, der sich gegen die von Rechtsextremen geführte Kampagne „Hooligans gegen Salafisten“ richtete. „Dass wir gegen Hogesa demonstriert haben, bedeutet noch lange nicht, dass wir Salafisten in Schutz nehmen.“ Salafismus – das sei religiöser Fanatismus, der ebenso abzulehnen sei wie alle anderen Formen des Radikalismus. Kufen: „Schon das Frauenbild der Salafisten verstößt gegen das im Grundgesetz festgeschriebene Gebot der Gleichheit von Mann und Frau.“

Sadik Cicin (36), Sohn eines türkischen Einwanderers, in Altenessen geboren und seit 1999 Deutscher, ist Vorsitzender der Migranten-Union im Integrationsrat. „Ich bin ein gläubiger und friedliebender Moslem, durch die feigen Anschläge von Islamisten sehe ich mich in ein schlechtes Licht gerückt.“

Zur selben Stunde, in der die Union auf der Kettwiger Straße dem Salafismus die Stirn bietet, geht die Bremer Polizei in einem spektakulären Großeinsatz gegen die gewaltbereite Islamisten- und Salafistenszene vor. „Auch im Ruhrgebiet nutzen Salafisten schamlos die Perspektivlosigkeit von muslimischen Jugendlichen aus, die vom Islam meistens keine Ahnung haben“, sagt Cicin.