Essen-Rüttenscheid.. Zwar drängte sich das Partyvolk nicht allzu dicht in den Kneipen und die Rü blieb verwaist: Echte Narren aber ließen sich die Laune nicht verderben.
Um Punkt 13.11 Uhr macht der Himmel über Rüttenscheid unmissverständlich klar, dass der Rosenmontagsumzug ins Wasser fällt: Gut zehn Minuten schüttet es in Strömen. Ein paar Affen, Cowboys und Piraten flüchten sich in einen überdachten Hauseingang an der Rüttenscheider Straße. Da, wo jetzt eigentlich eine schunkelnde Menge den Karnevalszug erwarten würde, herrscht gähnende Leere. Die meisten Geschäfte sind dicht, hier und da sorgen ein paar Kostüme für ein paar Farbtupfer im tristen Grau.
Keine 20 Minuten später reißt der Himmel auf; sogar die Sonne lässt sich blicken. „Das darf doch nicht wahr sein“, kommentiert Mejdi Frikha, der den Eingang zum Fritzpatricks Irish Pub kontrolliert. Normalerweise sei es um diese Zeit schon wesentlich voller im Laden. „Ich verstehe nicht, warum man das nicht flexibler handhaben konnte und den Umzug sofort abgesagt hat, statt zunächst abzuwarten“, sagt Frikha.
„Die Absage werden wir Wirte definitiv merken“
Eine Meinung, die Nico Duys von der Kokille teilt. Der Kölner legt gerade Karnevalshits aus seiner Heimat auf: Immerhin schlängelt sich bereits um 14 Uhr die erste Polonaise durch seinen Laden. Duys runzelt dennoch die Stirn: „Um die Zeit war es sonst doppelt so voll. Die Absage des Karnevalsumzugs werden wir Wirte definitiv merken. Da kann man nur neidisch nach Köln schauen.“
Auch im Eigelstein ist die Absage des Umzugs spürbar, es fehlt die sonst übliche lange Schlange am Eingang. Die Karnevalisten, die zum Feiern gekommen sind, machen das Beste draus: Spiderman ist in einen innigen Kuss mit einer Löwin vertieft, auf der Tanzfläche wird der Dom in Kölle gelassen, emsige Kellner lavieren große Tabletts voller Kölschgläser durch das Feiervolk. „Sonst ist es um die Zeit schon voller. Aber die Sicherheit geht vor. Ich denke, dass einige nun später kommen werden. Wir hatten dafür eine tolle und ausverkaufte Weiberfastnachtsparty“, sagt Jörg Bepping vom Eigelstein. „Früher oder Später“-Wirt Christian Krause rechnet trotz seines Superman-Kostüms zwar nicht mit einem großen Rosenmontagswunder, war aber „angesichts der Umstände zufrieden, vor allem die Stimmung war super“. Allerdings, so seine Vermutung, seien vor allem viele Besucher mit weiterer Anreise eher zu Hause geblieben.
Party statt Parade bei den Essener Funken
Recht kurz war der Weg indes für Bernhild Bocks und Wilfried Scholz, Vorsitzender der Essener Funken: Party statt Parade – frei nach diesem Motto disponierte der Karnevalsverein kurzfristig um und kam zum Feiern im Vereinslokal Istra statt zum Rosenmontagsumzug zusammen. Auch wenn es schade um den Straßenkarneval und das Wurfmaterial im Wert von rund 2500 Euro sei – Bernhild Bocks ist froh über die Entscheidung. Schließlich erinnert sich die Karnevalistin noch gut an den Rosenmontagsumzug im Jahr 1990: „Damals hatten wir mit unserem Wagen gerade das Hotel Arosa erreicht, als das Unwetter über uns hereinbrach. Da ist der Umzug abgebrochen worden, als er schon in vollem Gange war. Das möchte ich nie wieder erleben, damals brach beinahe Panik auf unserem Wagen aus. Deswegen war die Entscheidung richtig, so traurig es auch ist.“
Die traurigsten Karnevalisten des Tages – verkleidete Kinder mit großen Kamelle-Erwartungen – wurden zumindest etwas entschädigt: Mittendrinn-Wirt Stefan Romberg hatte eine spontane Kinderkarnevalsparty organisiert, zu der am Nachmittag sogar das Kinderprinzenpaar mit Süßigkeiten vorbeischaute: Kinderprinzessin Julia I. brachte es am Ende auf den Punkt: „Der Tag war anders als erwartet aber schön.“