Der Kreis schließt sich: Vor 15 Jahren begründete Sigi Domke mit seinem Debüt „Freunde der Italienischen Oper“ den Ruf des Theaters Freudenhaus als Ruhrgebiets-Bühne. Damals thematisierte er die Probleme eines alt eingesessenen Ruhris mit der Einwanderungswelle der 1960er. Mit „Unter Lappen“, seiner wohl letzten Komödie für das Steeler Theater, die am 13. Oktober Premiere feiert, ist er im Heute angekommen. Dem alt eingesessenen Ruhri bleibt ob der Überfremdung in der eigenen Stadt nur die Flucht nach vorn – er wandert aus.

Helmut Meiers hat genug: Nebenan ruft der Iman zum Gebet, Dönertaschen verdrängen die gute alte Currywurst und der neue Freund seiner Tochter Vivian ist zwar Deutscher, spricht aber wie ein Türke. So fremd kommt er sich im eigenen Land vor, dass er nur noch einen Ausweg sieht: Er wandert aus – nach Lappland. Die Familie ist mehr oder weniger begeistert. Aber schließlich überzeugt er auch Oma Hilde, auch wenn er der alten Dame, die geistig noch im Gestern lebt, vorlügen muss, dass es dort so viele Grubenschächte gibt… In Lappland angekommen, wird Helmut die Krux an seinem Plan deutlich: Im Ausland, so realisiert er, ist er plötzlich selbst Ausländer.„Die Idee für das Stück habe ich schon lange mit mehr herumgetragen“, so Domke. Ursprünglich habe er es als Kulturhauptstadtprojekt für das Theater Freudenhaus schreiben wollen – das Büro der Ruhr 2010 habe das Projekt jedoch nicht bewilligt. „Ich bin froh, dass wir es nun dennoch realisieren“, so Domke. „Es wird sicherlich ein schöner Abschluss für mich hier am Haus.“

Alte Bekannte stehen auf der Bühne

Urheberrechtsstreitigkeiten führten dazu, dass Domke sich mit seiner einstigen Stammbühne entzweite: Der Autor wollte seinen Dauerbrenner „Freunde der Italienischen Oper“ auch gerne am Herner Mondpalast aufführen lassen, das Theater Freudenhaus wollte jedoch nicht die Namensrechte der Komödie, die seit 15 Jahren fast durchgehend die Ränge füllt, hergeben.

„Das Stück steckt voller witziger Dialoge und Situationskomik“, verspricht Domke. Von der Vielzahl der Auswanderer-Dokusoaps habe er sich allerdings nicht inspirieren lassen. „Ich habe, obwohl ich kein großer Fernsehgucker bin, sehr wohl mitbekommen, dass eine solche Welle existiert“, so der Autor. „Ich habe mich dann aber entschieden, mir keine davon anzuschauen.“ Dem Niveau des Stücks wird das kaum schaden.