Essen. Das Universitätsorchester Duisburg-Essen feiert 50. Jubiläum. Gegründet als Zusammenschluss von Medizin-Studenten, verbindet der Klangkörper heute ganz unterschiedliche Alters- und Berufsgruppen

Manchmal sind die Geburtshelfer der Musik tatsächlich Gynäkologen, Pathologen und Strahlenmediziner. Kein Wunder, waren die Gründungsmitglieder des Essener Universitätsorchesters doch allesamt Medizinstudenten, die von der Uni Münster nach Essen ans Uniklinikum gewechselt waren und 1965 weiter Musik machen wollten. Eine Hochschule gab es hier damals noch nicht. Ein Hochschulorchester schon gar nicht, aber wohlwollende Professoren, die das Projekt unterstützten. Also hockten die Musiker zunächst auf den Stühlchen des Klinikkindergartens und spielten ihr erstes Konzert im Foyer der Strahlenklinik - mit dem Auf und Zu des Aufzugs als Hintergrundgeräusch zu Händels Concerto grosso. 50 Jahre ist das nun her. Am Sonntag, 8. Februar, feiert eines der inzwischen größten und besten Universitätsorchester der Republik mit einem großen Jubiläumskonzert in der Philharmonie Geburtstag.

Das Niveau ist anspruchsvoll

Die Mediziner blieben nicht unter sich: Heute ist das Universitätsorchester ein Zusammenschluss vieler Berufs- und Altersklassen. Physiker, Juristen und Schulmusiker spielen hier gemeinsam, Studenten und sogar noch Gründungsmitglieder wie Eve-Marie Hett.

Ein paar Jahre hat sie zwischendrin ausgesetzt, der Familie und Medizinerkarriere wegen, denn „gespielt wird schon auf einem Niveau, für das man zu Hause ordentlich üben muss“, erklärt Hett. Ein reines Freizeitorchester war das Ensemble nie, das als „Collegium musicum“ begann. Dafür war die Riege der musikalischen Leiter von Anfang an zu hochkarätig. Schon in der Gründungsphase übernahm ein Student namens Lothar Zagrosek den Dirigentenstab, der später Generalmusikdirektor in Stuttgart und mehrfach zum Dirigenten des Jahres gewählt werden sollte.

Kooperation mit der Folkwang-Universität

Mit Siegfried Scheytt, dem Absolventen der Folkwang-Hochschule und Kantor der Kreuzeskirche, bekam das Orchester Kontinuität und Anspruch. Scheytt, der das Ensemble bis 1996 leitete und in der Zeit über 150 Konzerte dirigierte, hat über die Jahre vieles professionalisiert – vom Übungsraum im Altstadthaus der Kreuzeskirche zog man bald um ins Audimax des Uniklinikums, wo die Studentenschaft der 1972 gegründeten Gesamthochschule bei den Semesterabschlusskonzerten bald Schlange stand. Musikerziehung im besten Sinne, denn dass neben Mozart auch immer ein Werk der zeitgenössischen Musik erklang, war Scheytt wichtig.

Heute leitet Oliver Leo Schmidt das Orchester, Professor der Folkwang-Hochschule, Karajan-Preisträger und Bernstein-Schüler. Aus dem Gründungs-Trüppchen von sieben Streichern sind heute 90 Musiker geworden, die längst die großen Konzertsäle füllen. Neben der Philharmonie gastiert man auch in der Erlöserkirche und auf Zeche Zollverein. Duisburg nicht zu vergessen, denn seit 2005/2006 ist man das Universitätsorchester Duisburg-Essen. Und auch die Kooperation mit der Folkwang-Universität soll künftig noch weiter verstärkt werden.