Essen-Altendorf.. Die Hemmschwelle, seinen Müll einfach irgendwo zu entsorgen, ist offenbar gesunken. Rund 3000 wilde Müllkippen hat das Ordnungsamt in diesem Jahr schon gezählt. Einer der neuralgischen Punkte ist Altendorf.
Die Hemmschwelle, seinen Müll einfach irgendwo zu entsorgen, ist offenbar gesunken. Rund 3000 wilde Müllkippen hat das Ordnungsamt in diesem Jahr schon gezählt. Einer der neuralgischen Punkte ist Altendorf.
Die ältere Dame hat ihren Zeigefinger erhoben, als sie durch den kalten Novembernebel die Heintzmannstraße entlang läuft. „Das ist hier immer so eine Sauerei, kann ich Ihnen sagen. Die schmeißen einfach alles auf die Straße. Sogar die Ratten sind schon mal gekommen“, sagt sie und deutet auf eine ausrangierte Couchgarnitur, die verlassen auf dem Bürgersteig steht. „Die Sofas sind ja noch harmlos, aber zeitweise war das hier wirklich die reinste Müllkippe“, weiß Thorsten Meister, der beim Ordnungsamt für Ortshygiene zuständig ist. Kühlschränke, Computer, Möbel, Geschirr, Verpackungen und sogar alte Reifen, Meister und seine Mitarbeiter haben schon so ziemlich alles gesehen. Die Hemmschwelle, seinen Müll einfach irgendwo zu entsorgen, ist offenbar gesunken.
Rund 3000 „wilde Müllkippen“ hat Meister in diesem Jahr schon im gesamten Stadtgebiet gezählt. Das sind rund 300 Fälle mehr als in den Vorjahren. Vor allem in Altendorf beschweren sich Anwohner immer wieder über skrupellose Messies, denen ihr Umfeld egal zu sein scheint. Das weiß Tanja Rutkowski vom Stadtteilbüro in der Kopernikusstraße nur zu gut. Bei der jüngsten Bürgerversammlung berichteten ihr die Anwohner von wildem Urinieren an der Christuskirche und vor allem von Müll und Gestank auf dem Platz ringsherum. Das Hundekot-Problem habe sich gebessert, dafür fänden sich mittlerweile häufiger die Hinterlassenschaften von Kindern in Büschen und Hecken, wollen die Nachbarn beobachtet haben. Das sei jetzt im Herbst kein Problem, habe im Sommer aber gemeinsam mit diversen Lebensmittelresten so manchen olfaktorischen Abgrund aufgezeigt.
„Einige Unverbesserliche wird es aber wohl immer geben“
Mit Spielplatzpaten und engagierten Bürgern des sperrig klingenden Arbeitskreises „Wohnumfeldverbesserung“ wollen Rutkowski und ihr Team das Problem in den Griff bekommen. „Einige Unverbesserliche wird es wohl immer geben“, bedauert sie. Aber man habe gemeinsam schon eine Menge erreicht, lobt Thorsten Meister. Etwa in einer verbotenen Durchfahrt der Haskenstraße, die regelmäßig als Müllkippe missbraucht wurde. Die Anwohner sammelten Geld für die Essener Entsorgungsbetriebe (EBE), die anschließend „klar Schiff“ machten. „Seitdem haben wir dort keine Scherereien mehr“, sagt Rutkowski. Eine Menge zu tun gebe es dennoch.
Wird ein Müllsünder ermittelt, erwartet ihn ein Bußgeld zwischen 50 und 300 Euro. In besonders schwerwiegenden Fällen kann es zudem zum Prozess kommen. Für die Entsorgung des illegalen Unrats haben die Essener Entsorgungsbetriebe (EBE) mittlerweile eigene Wagen abgestellt. Die Zeche dafür zahlt - in den meisten Fällen - das Ordnungsamt und zwar in Form eines jährlichen Pauschalbetrags im sechsstelligen (!) Bereich. Genaue Zahlen darf Meister nicht nennen. Bei einer Sache aber wird er konkret: „Es müsste mehr Stadtteilbüros und eine noch aufmerksamere Nachbarn geben. Sonst bleibt das Müll-Problem ein Dauerzustand.“