Essen. Die Bundesregierung will die energetische Sanierung voranbringen. Doch das Essener Wohnungsunternehmen Allbau macht klar: Wenn es keine höhere Förderung gibt, ist das Ziel nicht zu erreichen. Weil Wohnraum bezahlbar bleiben muss, werden in Essen tausende Allbau-Wohnungen unsaniert bleiben.

Angesichts der galoppierenden Energiepreise fordert Allbau-Chef Dirk Miklikowski mehr Förderung für die energetische Sanierung. Die Investitionskosten ließen sich in Essen vielerorts nicht mehr auf die Mieten umlegen. „Ansonsten schaffen wir Wohnraum, der nicht mehr bezahlbar ist“, sagte der Vorstand des städtischen Wohnungsunternehmens. Gerade im Norden, wo Allbau viele Wohnungen besitzt, werde die Vermietung schwierig, wenn Mieten über 6,50 Euro pro Quadratmeter liegen.

Allbau wertet im Jahr etwa drei Prozent seines Bestandes energetisch auf. Damit liegt die städtische Tochter deutlich über den Vorgaben der Bundesregierung, die die Quote von derzeit einem auf zwei Prozent steigern will. Auch in Essen mit seinem großen Wohnungsbestand aus den 50er bis 70er Jahren dürfte Allbau ein Vorreiter sein.

Allbau will Direktzahlungen

„Wenn wir jedoch keine höhere Förderung bekommen, müssen wir die Quote strecken“, kündigte Miklikowski an. Derzeit streiten sich Bund und Länder über eine steuerliche Absetzbarkeit von Sanierungskosten. Nächste Woche soll es dazu ein letztes Vermittlungsgespräch geben. Der Allbau hält jedoch direkte Subventionen für einen größeren Anreiz.

Allerdings kommen häufig Geringverdiener und Arbeitslose, die von den hohen Energiepreisen besonders betroffen sind, nicht in den Genuss einer energetisch sanierten Wohnung. Vermieter dürfen elf Prozent der Sanierungskosten jährlich auf die Miete umlegen. „Doch dann kämen wir schnell zu Preisen, die sich die Leute nicht mehr leisten können“, so Allbau-Sprecher Dieter Remy.

Energetische Sanierung kein Selbstläufer

Deshalb werden beim Allbau nach jetzigen Planungen 7500 der insgesamt 18 000 Wohnungen energetisch unsaniert bleiben. „Wir investieren in diese Wohnungen, um sie zu erhalten, aber nicht in die energetische Sanierung“, unterstrich Miklikowski.

Gerade bei der Vermietung an Hartz-IV-Empfänger sehen die Vermieter keinen Anreiz, Geld in die energetische Sanierung zu stecken. Zwar würden danach die Kommunen weniger Heizkosten zahlen müssen, die Vermieter bekämen nach jetziger Regelung dennoch keine höhere Grundmiete. Ohnehin ist das Thema energetische Sanierung kein Selbstläufer und erhöht die Vermietungschancen nicht. „Interessenten für eine Wohnung fragen eher nach Balkon oder Farbe der Fliesen, nicht nach der Dämmung“, meint Miklikowski.