Essen. Anna Weirich schmiss ihren Bürojob für den Sport hin: Heute arbeitet die 26-Jährige als Fitness- und Pole Dance-Trainerin. Sie selbst nimmt teil an einer Europameisterschaft in Prag. Angefangen hat ihre sportliche Laufbahn wegen ihrer Rückenschmerzen.
Scheinbar mühelos zieht sie sich die Stange hoch, dreht und windet ihren gespannten Körper um das glänzende Stahl, streckt Arme und Beine und lächelt. Wer Anna Weirich beim Pole Dance (Stangentanz) zuschaut, glaubt kaum, dass sie bis vor einiger Zeit weder Sport machte, noch tanzte. Jetzt fährt sie im September zur Europameisterschaft des Pole Sports nach Prag.
Dabei hatte sich Anna Weirich damals lediglich im Fitness-Studio angemeldet, weil sie der Rücken plagte. Heute arbeitet die 26-Jährige selbst im Tanzstudio Vi-Dance als Pole-Dance- und Fitnesstrainerin. An der Frohnhauser Straße in den großen Sälen mit den Spiegeln an den Wänden und Stangen in der Mitte hat sie das gefunden, was sie „mein Leben“ nennt. Und das ging zumindest eine ganze Zeit lang in eine völlig andere Richtung.
Ausbildung zur Mediengestalterin
Nach dem Abi machte sie eine Ausbildung zur Mediengestalterin, war eher der Typ in Rock und Stiefeln. Wenn sie nun shoppen geht, sucht sie oft eine neue Jogginghose, erzählt sie lachend, weil es ihr gut geht dabei. Das war beim Bürojob anders. Das viele Sitzen führte zu ernsten Rückenproblemen, so dass sie mit dem Kraft- und Rückentraining begann, bis eine Bekannte sie mit zum Pole Dance nahm.
Nackte Haut und ein anrüchiges Ambiente, schoss es ihr durch den Kopf. „Hinzu kamen aber Reiz und Neugier“: Sie entdeckte dann den sportlichen Aspekt der Stangen-Akrobatik statt des Schmuddel-Images.
Ästhetischer Anspruch und eine gewisse Form von Sinnlichkeit gehören dazu, sagt Anna Weirich: „Aber das ist beim Tango nicht anders.“ Hohe Hacken kann sie beim Pole Sport ohnehin nicht tragen: „Zu viel Gewicht.“ Ihre knappen Hosen und bauchfreie Oberteile sind hingegen notwendig, um mit der Haut an der Stange kleben zu bleiben. „Das ziept ordentlich.“ Doch bei ihrem Sport trägt man „blaue Flecken wie eine Siegestrophäe“, denn sie deuten auf neue Figuren hin. Von denen hat sie sich mit viel Ehrgeiz viele angeeignet. Rückenschmerzen hat sie dabei längst nicht mehr.
Für ihren Sport braucht Anna Weirich Kraft und Flexibilität, wenn sie nur noch mit Oberschenkel und Kniekehle an der Stange haftet. Sie strahlt aber auch dann: „Es muss so aussehen, als sei es das Einfachste der Welt.“ All das übte sie anfangs auch zu Hause. Das erste Sportgerät installierte ihr Vater im Wohnzimmer. Inzwischen ist die Stange wieder abgebaut. Dafür ist ihr Freund dankbar, auch wenn er ihren Sport „super findet“. Doch kommt Anna Weirich ohnehin meist erst gegen 22 Uhr aus dem Tanzstudio. Er arbeitet als Chemikant im Schichtdienst, so bleibt wenig Zeit für andere Hobbys. Fotografie und Kunst gehören dazu. Vor der Meisterschaft genießen sie nun ihren Strandurlaub. „Drei Tage Ruhe halte ich aus“, sagt sie, „dann werde ich kribbelig.“