Essen. Jazzkonzert mit Entspannungsfaktor: Wie Star-Trompeter Till Brönner das Publikum in der Essener Philharmonie in heitere Ferien-Stimmung versetzt.

Ein astreines, dazu ausverkauftes Jazz-Konzert ganz ohne Genre-typisches Publikum? Das gibt es wohl nur bei Till Brönner, der jetzt in der Philharmonie unter dem schönen Titel „On Vacation“ für feinste Urlaubsstimmung sorgte.

Ganz offenbar hat der eher bornierte Teil der eingeschworenen Jazzfraktion immer noch nicht begriffen, dass der Wahl-Berliner, der am 6. Mai seinen 50. Geburtstag feiern konnte, nicht nur ein klanggewaltiger Trompeter ist, sondern im Laufe seiner schillernden Karriere auch zu einem überzeugenden Entertainer auf Weltniveau gereift ist.

Erinnerung an eine Plattensession in Südfrankreich

Den ersten Beweis dafür lieferte er zum Auftakt einer wunderbaren Show im delikaten Duo mit seinem Bassisten Christian von Kaphengst, der das Flügelhorn satt und süffig mit erdiger Tonalität durch eine „A 1000 Kisses“ genannte Ballade trug, die doch schwer nach einem alten Standard klang.

Und dann frönte Till Brönner der erster Urlaubserinnerung an seine Plattensession mit Bob James in Südfrankreich, packend begleitet vom Gitarristen Bruno Müller und Drummer David Haynes, denen Olaf Polziehn am Flügel und der Keyboarder Jan Miserre ordentlich Dampf machten. Famos bewies der weiß gekleidete Sunnyboy seinen Zuhörern gleich darauf mit „42nd And Sixth“, dass er auch auf Miles’ großen Pfaden souverän zu wandeln vermag. Stark gekontert hier vom Tenorsaxophonisten Mark Wyand, der auch später immer wieder große Momente ins quirlige Spiel einbrachte – nicht „Cheek To Cheek“, sondern Rücken an Rücken mit seinem Bandleader, der noch ein flammendes Plädoyer für ein geeintes Europa hielt.

Heitere Party-Stimmung mit Pop-Hit von Billy Joel

Heiter ging die Party schließlich weiter mit dem Pop-Hit „Just The Way You Are“, 1977 von Billy Joel geschrieben, aber immer noch taufrisch an diesem unterhaltsamen Abend, der nach zwei Stunden mit „September Morn“ von Gilbert Bécaud und Neil Diamond stimmig ausklang. Eine runde Sache von Till Brönner samt Band in Top-Form – ohne Zugabe, weil ohne Erholungspause alles gegeben und gesagt worden war.