Essen-Rüttenscheid. Katia Pott aus Essen-Rüttenscheid hat das Start-up „Blue Farm“ gegründet. Ihre Hafermilch rührt man selbst an. Welche Vorteile das bringen soll.

Hafermilch gehört neben Soja- und Mandelmilch zu den beliebtesten Milchalternativen der Deutschen. Die Branche boomt. Katia Pott (33), gebürtige Rüttenscheiderin, hat 2020 das Start-up „Blue Farm“ gegründet, mit dem sie das vegane Produkt noch nachhaltiger machen will. Ihre Hafermilch wird als Konzentrat zum Selbstanrühren geliefert.

Pflanzliche Milch besteht zu 90 Prozent aus Wasser“, erklärt Pott. Einen großen Tetrapack Hafermilch im Supermarkt zu kaufen, produziere dementsprechend jede Menge unnötigen Verpackungsmüll. Einen großen Teil davon könne man sparen, indem man sich die Milch selbst anrühre. Hafer biete gegenüber anderen Kuhmilchalternativen den Vorteil, dass er gut regional angebaut werden könne.

Essenerin gründete ihr Start-up mitten in der Corona-Pandemie

Gemeinsam mit ihrem Co-Gründer Philipp von Have beauftragte Pott also ein Lebensmittelinstitut damit, ein Konzentrat aus Hafer herzustellen, das sich innerhalb von zehn Sekunden mit Wasser zu Milch verrühren lässt. Zusätzlicher Bequemlichkeitsfaktor: „Das Pulver hält sich auch geöffnet monatelang“, sagt Pott. So komme man deutlich seltener in die Situation, eine abgelaufene Milchpackung wegwerfen zu müssen.

Die Hafermilch des Start-ups „Blue Farm“ von Katia Pott aus Essen-Rüttenscheid wird als Pulverkonzentrat geliefert.
Die Hafermilch des Start-ups „Blue Farm“ von Katia Pott aus Essen-Rüttenscheid wird als Pulverkonzentrat geliefert. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Die Gründung von „Blue Farm“ fiel genau in die erste schwere Phase der Corona-Pandemie. „Da war der ganze Markt natürlich sehr angespannt“, erinnert sich Pott. Dennoch sei der Start mithilfe von Investoren aus den USA und den Niederlanden geglückt. Mittlerweile habe man umgerechnet anderthalb Millionen Liter Hafermilch in ganz Deutschland verkauft. Gerade geht „Blue Farm“ auch in Österreich an den Start, eine Erweiterung in die Niederlande ist ebenfalls in Planung. Das wachsende Team des Start-ups besteht aktuell aus neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Gründerin pendelt zwischen Essen und Berlin

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Kaufen kann man die Pulvermilch im eigenen Online-Shop und in Unverpacktläden. Auch die Lieferdienste „Gorillas“ und „Flaschenpost“ haben die Produkte von „Blue Farm“ mittlerweile auf ihrer Liste. In Zukunft wolle man sich zusätzlich in Richtung größerer Biomarkt-Ketten orientieren, sagt Pott. Neben der konventionellen Hafermilch vertreibt das Start-up auch eine Bio-Linie und seit kurzem Konzentrat in den Geschmacksrichtungen „Chill Oat Chi“ (mit zimtigem Chai-Geschmack), „Golden Oat Latte“ (mit Kurkuma) und „Matcha Power Latte“.

Pott, die mit ihrem Mann und ihrem wenige Monate alten Sohn zwischen Essen und Berlin hin- und her pendelt, hat BWL studiert und in der Hauptstadt schon lange in verschiedenen Start-ups gearbeitet. „Ich mag die Kultur, Dinge schnell auszuprobieren“, erzählt sie. Sollte sie einmal selbst gründen, das war der 33-Jährigen schon früh klar, dann nur mit einem Produkt, mit dem sie sich voll identifizieren könne. Bei „Blue Farm“ war das der Fall.

Zielgruppe des Hafermilch-Start-ups sind nicht nur Veganer

Daher kommt der Name „Blue Farm“

Die Gründer von „Blue Farm“ haben sich bewusst gegen die Verwendung des Adjektivs „Green“ in ihrem Namen entschieden. Das erinnere mittlerweile eher an „Greenwashing“, also an Unternehmen, die versuchten, sich ein umweltfreundliches Image zuzulegen, erklärt Katia Pott.Stattdessen haben sie „Blue“ in Anlehnung an den „blauen Planeten“ und als ebenfalls sehr natürliche Farbe ausgewählt. „Farm“ ist eine Anspielung darauf, dass man die Hafermilch mit seinen eigenen Händen anrührt, wie auch auf einer Farm jeder mit anpackt.

Pott selbst ist schon vor neun Jahren auf pflanzliche Milch umgestiegen. Sie ist keine Veganerin, kauft ab und an auch Fleisch vom Bio-Metzger. Damals jedoch litt sie nach dem Kaffeetrinken regelmäßig unter Bauchschmerzen. „Man riet mir dann, doch mal die Kuhmilch wegzulassen“, erinnert sich die 33-Jährige. Und siehe da: Die Schmerzen seien verschwunden. Zu dieser Zeit habe auf dem Markt allerdings fast nur Sojamilch existiert: „Und die hat extrem nach Getreide geschmeckt.“ Erst später habe sie mit Hafermilch ein Produkt gefunden, das sie wirklich mochte.

Genau wie Pott selbst sei auch der durchschnittliche Kunde von „Blue Farm“ nicht unbedingt Veganer, sondern grundsätzlich erst einmal ein ernährungsbewusster Mensch. „Viele wollen eine Pflanzenmilch, die keine unendlich lange Zutatenliste hat“, sagt Pott. „Die Hauptzielgruppe sind Menschen zwischen 30 und 45. Darunter sind zum Beispiel junge Familien, die keine Lust haben, Literweise Milch vom Supermarkt nach Hause zu schleppen.“ Nicht zuletzt spiele der Nachhaltigkeitsaspekt für viele Kundinnen und Kunden eine große Rolle.

Ein Beutel Konzentrat für vier Liter Milch kostet im Online-Shop von „Blue Farm“ 7,95 Euro. Für die gleiche Menge mit Bio-Siegel zahlt man 9,39 Euro. http://Lesen_Sie_auch{esc#233146165}[infobox]