Essen-Stadtwald. Über die Hälfte der Wohnungen in den vom Abriss bedrohten Häusern in Essen-Stadtwald ist schon leer. Warum Anwohner trotzdem weiter kämpfen.
- Die Diskussion um den geplanten Abriss von Häusern in der Eyhof-Siedlung gibt es seit 2019.
- Viele befürchten die Zerstörung des historischen Ensembles.
- Eine Erhaltungssatzung würde den Abriss erschweren.
Die Erhaltungssatzung für die historische Eyhof-Siedlung in Essen-Stadtwald hat die Politik auf den Weg gebracht, Ergebnisse liegen noch nicht vor. Doch ganz gleich, wie die Zukunft der Siedlung aussieht, das Leben der Bewohner in den vom Abriss bedrohten Häusern hat sich bereits verändert.
Die GE-WO Osterfelder Wohnungsgenossenschaft will die Wohnhäuser an der Angerstraße 17-29 am Rand der rund 100 Jahre alten Eyhof-Siedlung abreißen und durch Neubauten ersetzen. Betroffen sind 34 Wohnungen. Seit die Pläne Ende 2019 bekannt wurden, gibt es Proteste von Bewohnern, die ihr Zuhause nicht aufgeben wollen, sowie von Politikern und Architekturinteressierten, die um den Bestand der symmetrisch angelegten Siedlung fürchten.
Bürger kämpfen weiter um den Erhalt der Essener Eyhof-Siedlung
Gegen den Abriss kämpft Werner Weber von der dortigen Bürgerinitiative. Eigentlich will er seinen Lebensabend in der Wohnung an der Angerstraße 29 verbringen. Und diesen Traum mag der 72-Jährige auch noch nicht aufgeben.
Auf ein Schreiben der Wohnungsgenossenschaft, dass die angebotene Aufwandsentschädigung von 3000 Euro für einen Umzug bis zum 30. Juni auslaufe und nach Ablauf dieser Frist keine finanzielle Unterstützung durch die GE-WO Osterfelder mehr zu erwarten sei, werde er nicht reagieren. „Ich lasse mich nicht unter Druck setzen, das Ganze ist eine Zumutung. Ich bin nicht gewillt, auszuziehen“, sagt Werner Weber, der es notfalls auf eine gerichtliche Auseinandersetzung ankommen lassen will.
Die 3000 Euro seien „ein Almosen“. Wenn er denn ausziehen müsse, werde er über eine „vernünftige Abfindung“ verhandeln. Aber eigentlich wolle er bleiben: „Ich wohne hier seit 24 Jahren und das 25. Jahr schaffe ich auch noch.“
Das Leben in der Siedlung sei aber schon jetzt nicht mehr wie früher. Viele seien ja bereits ausgezogen, es werde immer leerer. „Es ist schon traurig, man trifft kaum noch jemanden der Nachbarn“, bedauert Weber. In dem Haus, in dem er wohnt, seien noch drei von sechs Parteien da. In den anderen Häusern sei es ähnlich. Dabei sei es ja nicht nur der historische Wert der Häuser, den die Nachbarn schätzten, sondern vor allem die gute, gewachsene Nachbarschaft, betont Weber, der sich in der Siedlung immer sehr wohl gefühlt hat.
Baustoffe und Handwerker sind teurer geworden
Er gehe davon aus, dass der ursprüngliche Kostenrahmen, den die Genossenschaft für Abriss und Neubau erstellt habe, nicht mehr funktionieren werde. „Baustoffe und Handwerker sind ja inzwischen rar und teuer. Das wird am Ende sicherlich auf die Mieten aufgeschlagen, die sich viele Leute, die jetzt hier leben, dann wohl nicht mehr leisten können“, vermutet er.
Auch in Sachen Erhaltungssatzung liege ja noch kein Ergebnis vor. „Die Zeit arbeitet für uns“, ist Weber überzeugt, zumal nach seinen Informationen auch Hauseigentümer in der Nachbarschaft mit den Plänen der Wohnungsgenossenschaft nicht einverstanden seien.
Seitens der GE-WO Osterfelder Wohnungsgenossenschaft gibt nichts Neues in Sachen Eyhof-Siedlung, teilt das Unternehmen auf Nachfrage mit. Von den 34 Wohnungen seien 20 leer, zwei weitere Kündigungen seien avisiert. Die Wohnungsnutzer seien über das Auslaufen der Regelung zur Aufwandsentschädigung informiert worden.
Wohnungsgenossenschaft rechnet im Oktober mit Ergebnissen
Was das Thema Erhaltungssatzung angehe, werde wohl erst Mitte/Ende Oktober nach Erstellung des beauftragten Gutachtens mit Ergebnissen zu rechnen sein, so lange seien der Wohnungsgenossenschaft rechtlich die Hände gebunden. Erst wenn das Thema Erhaltungssatzung konkret werde, könne man sich darauf einstellen, so Vorstand Wolfgang Hoffmann.