Essen-Kettwig. Personalmangel in den Essener Freibädern: Ein altes Problem, für das der Kettwiger Ratsherr Daniel Behmenburg Lösungen sucht. Das schlägt er vor.
Die Temperaturen kratzen in diesen Tagen an der 30-Grad-Marke – Zeit für eine Abkühlung im Freibad. Doch da bietet sich in Essen derzeit ein kümmerliches Bild: Zum Auftakt der Saison 2022 öffnete am 1. Mai lediglich das Grugabad in Rüttenscheid, später folgte das Dellwiger Bad. Und das hat nichts mit der Corona-Pandemie zu tun, sondern mit einem alten Problem – dem Personalmangel. So warten auch dieses Jahr die Badegäste im Schwimmzentrum Kettwig darauf, dass sie Außenbecken und Liegewiesen nutzen können.
Die Stadt sucht händeringend Rettungsschwimmer
Wann die ersten Badegäste ins kühle Nass im Teelbruch können, ist aber unklar. Das ist Anlass für den Kettwiger Ratsherrn Daniel Behmenburg, das System einmal grundsätzlich zu überdenken: „Es ist nicht akzeptabel, dass das Kettwiger Freibad auch in dieser Saison erst einmal geschlossen bleibt, weil das Personal fehlt. Die Kolleginnen und Kollegen bei den Sport- und Bäderbetrieben leisten eine gute Arbeit. Aber auch sie können sich halt keine Rettungsschwimmer schnitzen.“
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Aktuell suche die Stadt Essen noch 24 Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer, um alle Freibäder in Essen zu öffnen, weiß Daniel Behmenburg. Auf die Anfang März veröffentlichte Stellenanzeige habe es kaum Bewerbungen gegeben.
Dafür sieht Behmenburg gleich mehrere Gründe. „Einerseits werden insbesondere jüngere Menschen vom Schichtdienst auch an den Wochenenden abgeschreckt, so mein Empfinden. Andererseits erscheint mir das Einstellungsverfahren für eine doch sehr begrenzte zeitliche Dauer des Arbeitsverhältnisses sehr aufwendig zu sein.“
Es erschließe sich ihm nicht, warum das Bewerberverfahren nicht einfacher und schneller gestaltet werden könne. „Es geht, wie gesagt, nur um einige Wochen.“
SPD fordert: Betriebsform der Bäder überdenken
Doch wenn sich dieses Problem Jahr für Jahr stelle, dann müsse das Ganze grundsätzlich angegangen werden, ist der SPD-Ratsherr Behmenburg inzwischen der festen Überzeugung. „Anscheinend gibt es in der aktuellen Betriebsform nicht die Möglichkeit, attraktive Verträge abzuschließen. Da muss man für die Zukunft schauen, was man besser machen kann.“
Dabei möchte Behmenburg das Problem an der Wurzel packen: Es sei an der Zeit, die Betriebsform der Bäder in Essen einmal zu überdenken, stellt er in den Raum.
Dafür lohne sich einmal ein Blick in umliegende Städte, regt der Kettwiger an. Etwa nach Bochum oder Velbert: „Dort werden die Bäder fast durchgängig als GmbH betrieben. Warum nicht zum Beispiel unsere Bäder auch zukünftig in einer Gesellschaft organisieren, die wesentlich schneller, flexibler und vor allem unbürokratischer Saisonverträge abschließen kann?“ Das Modell funktioniere doch zum Beispiel bei der Weißen Flotte Baldeney auch sehr gut.
Fraktionen im Ausschuss für die Problematik sensibilisieren
Im Ausschuss für die Sport- und Bäderbetriebe Essen stand das Thema am 17. Mai aktuell noch nicht auf der Tagesordnung. Doch als Gremiumsmitglied will der Kettwiger SPD-Vertreter nicht nur seine eigenen Parteikollegen für die bestehende Problematik sensibilisieren, sondern auch die anderen Fraktionen der Lokalpolitik.
„Darüber und über vielleicht noch andere Ideen, um das Problem zu lösen, müssen wir in den nächsten Wochen in den Dialog treten. Dabei müssen wir auf jeden Fall auch die Erfahrungen von den Verantwortlichen aus den umliegenden Städten einholen“, sagt Daniel Behmenburg schon mit Blick auf die Sommersaison 2023.