Essen. Der Startschuss für den Open-Air-Sommer in Essen-Borbeck fällt mit einem originellen Ensemble. Mehr Veranstaltungen in der Dubois-Arena folgen.

Schon die alten Fürstäbtissinnen kannten ihren Grönemeyer: „Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, ist es besser, viel besser, als man glaubt“– weshalb sie denn auch Schloß Borbeck zu ihrer Sommerresidenz machten. Dass dort heute Kammer- und Jazz-Konzerte stattfinden, ist Essener Bildungsbürgern wohl bekannt. Doch kaum einer weiß, dass es gegenüber ein für musikalische Vergnügungen jeder Art bestens geeignetes Kleinod gibt, um dass einen andere Städte schwer beneiden würden.

Die Dubois-Arena, in den 1950er-Jahren Pilgerstätte für bis zu 25.000 Fans, die dort große Boxkämpfe erlebten. Nach jahrzehntelangem Verfall erfolgte 1996 der Umbau zum imposanten Amphitheater – ohne weitere Folgen im kulturellen Leben der Stadt. Dass nun endlich Jelena Ivanovic und Markus Stollenwerk mit ihrem noch bis zum 31. Juli laufenden Konzert-und Theater-Projekt „Mach ma Sommer“ die Dubois-Arena aus ihrem ewiglangen Dornröschenschlaf wecken, ist deshalb nicht nur für Borbecker Lokalpatrioten eine große Freude.

Musik statt Boxkämpfe in der Arena

Zum Auftakt ihrer vielversprechenden Reihe gab es dort, wo sich einst die Boxer auf die Augen hauten, nun mächtig was auf die Ohren. Markus Stollenwerk präsentierte am Flügel mit seinem „Orchestra“ eigenwillige Anverwandlungen des berühmtesten Bonners unter dem Titel „Transcending Beethoven!“. Was allein schon deshalb spannend war, weil das ungewöhnlich besetzte Ensemble für erstaunlichen Farbenreichtum sorgte.

Die Musiker sorgen für einen gelungenen Auftakt in der Dubois-Arena in Essen. Nur die Zugabe fällt ins Wasser.
Die Musiker sorgen für einen gelungenen Auftakt in der Dubois-Arena in Essen. Nur die Zugabe fällt ins Wasser. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

So kontrastierte Carsten Langer an Marimba-, Vibra- und Xylophon mit flirrender Spitzenklöppelei den perlenden Tastenzauber samt Ingrid Stollenwerks zarter Gitarrenbegleitung, sonor grundiert von Astrid Nägele am Cello. Die exotische Würze lieferte Kioomars Mussayyebi auf der Santur, einer Art persischem Hackbrett. Was den Spielfluss bereicherte und von Ragged William auf der Ney, einer im Orient weitverbreiteten Rohrflöte, hinreißend überglänzt wurde. Durfte man bei der etwas verkopften „Fantasia quasi una Sonato“ die Beethoven-Motive noch suchen, so sprangen sie bei „Ach Elise“ dann doch klar ins Ohr der allzu wenigen Zuhörer. Die jubelten nach verträumten „Mondgedanken“ auch über das zitatenselige „Let 5 be straight“ von Markus Stollenwerk.

Der kommentierte die für alle Künstler desaströse Pandemie-Zeit schließlich mit dem einzigen Beethoven-Original des unterhaltsamen Programms: dem „Rondo A Capriccio op. 129“, besser bekannt als „Die Wut nach dem verlorenen Groschen“. Da paarten sich zustimmendes Gelächter und begeisterter Applaus. Umso bedauerlicherer, dass die geplante Zugabe ins von oben kommende Wasser fiel. Aber so ist das nun mal bei „Mach ma Sommer“ unter freiem Himmel in der Dubois-Arena.

Die Premiere der Kinderproduktion „PhantaNase“ musste krankheitsbedingt ausfallen und ist nun voraussichtlich ab dem 12. Juli zu sehen. Das komplette Programm findet sich auf www.machma-sommer.de