Essen. Das Unternehmen ifm hat Standorte in Russland und der Ukraine. In Kiew ist die Lage besonders dramatisch, berichtet der Vorstandschef.

Der Krieg in der Ukraine trifft den Essener Hersteller von Sensortechnik, ifm, hart. Das Unternehmen mit Sitz im Glückaufhaus in Rüttenscheid muss sowohl Sanktionen befürchten. Vielmehr aber sorgt es sich um seine Mitarbeiter in der Ukraine.

Die ifm hat in Kiew einen kleinen Vertriebsstandort mit zehn Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Der Betrieb dort ist seit Donnerstag geschlossen. Die Männer sind in die Armee eingezogen worden. Frauen und Kinder werden, soweit dies gewünscht war, derzeit evakuiert, berichtet Vorstandschef Michael Marhofer. Allerdings ist dies schwierig, denn alle Straßen aus Kiew hinaus seien hoffnungslos überlastet.

Wann und ob in der Ukraine überhaupt jemals wieder Geschäft möglich ist, kann momentan niemand sagen. „Wir gehen davon aus, dass es längere Zeit nicht möglich sein wird, von dort aus wieder in normalem Umfang unsere Kunden zu beliefern“, sagt Marhofer, sichert aber zu: „Wir werden die Versorgung unserer Mitarbeitenden und deren Familien komplett aufrecht erhalten, soweit dies irgendwie möglich ist.“ Bereits 2014, als Putin die Krim annektierte, musste sich ifm aus Donezk zurückziehen und die Mitarbeiter von dort nach Kiew in Sicherheit bringen.

Russland-Santionen treffen wohl auch die ifm

Gleichzeitig rechnet ifm damit, dass die jüngsten Sanktionen gegen Russland Auswirkungen auf das Unternehmen haben werden. „Da Hightech-Produkte und deren Export sanktioniert sind bzw. werden, gehen wir davon aus, dass Teile unseres Sortiments unter die Sanktionen fallen“, so Marhofer. In Moskau sitzt eine Vertriebsgesellschaft von ifm mit Lager und Logistik. Dort sind etwa 40 Mitarbeitende beschäftigt.

Michael Marhofer, Vorstandsvorsitzender der ifm. Das Essener Unternehmen stellt Sensortechnik her und liefert diese auch nach Russland.
Michael Marhofer, Vorstandsvorsitzender der ifm. Das Essener Unternehmen stellt Sensortechnik her und liefert diese auch nach Russland. © Unbekannt | IFM

Sollte die EU noch einen Schritt weiter gehen und Russland tatsächlich vom internationalen Zahlungssystem Swift ausschließen, dann hätte das über die angekündigten Sanktionen hinaus deutliche Folgen für das Russlandgeschäft der ifm. Marhofer macht deutlich: „Ohne Swift können Warenlieferungen, die von uns nach Russland an unsere dortige Tochtergesellschaft exportiert werden, nicht mehr bezahlt werden. Das bedeutet im Gegenzug, dass wir die Lieferungen nach Russland einstellen würden.“ Der Geschäftsbetrieb in Russland wäre unter diesen Umständen nicht sehr lange durchzuhalten, heißt es.

ifm-Chef steht hinter den Sanktionen

Trotz der großen Unsicherheiten steht Marhofer hinter den Sanktionen. „Wir unterstützen und tragen sie in vollem Umfang mit, egal wie hart sie auch ausfallen.“ Weiter betont er: „Angriffskriege in Europa sind unter gar keinen Umständen zu tolerieren und da muss es uns dann auch egal sein, wenn wir selbst unter den Gegenmaßnahmen leiden oder nicht.“