Essen. In Kray baut Aldi Nord die neue Konzernzentrale. Der Campus ist für 800 Mitarbeiter ausgelegt, hat aber Platz für 2000.
Lichtdurchflutete Büroetagen und begrünte Dächer, Wasserbecken und Alleen mitten im Krayer Gewerbegebiet: Der Entwurf des neuen Aldi Nord Campus’ an der A 40 sieht sogar Skulpturengärten, Joggingstrecken und Sportplätze vor. Eine Konzernzentrale, die beides sein will: ein Ort des konzentrierten Arbeitens und zugleich ein Raum der Erholung und Inspiration.
Neubau soll 2020 stehen
Eine dreistellige Millionensumme wird der Essener Discount-Riese an der Eckenbergstraße investieren, spätestens Ende 2020 soll der Neubau stehen. Bei der Präsentation des Modells im Ruhrturm vermag Spitzenmanager Rainer Kämpgen, Bevollmächtigter des Verwaltungsrates und Koordinator des Campus-Projekts, seine Vorfreude nicht zu verbergen. Und auch nicht seinen Stolz. „Modern“ sei der neue Aldi Nord Campus, „transparent und nachhaltig – dabei bleiben wir unserem Kernwert, der Einfachheit, stets treu.“ Zugleich steht das Campus-Projekt für den Wandel, der den Discounter schon seit Jahren erfasst hat. Die Bescheidenheit von einst, das ruhrgebiets-typische Nerz-nach-innen-Credo und Billigheimer-Image, ist einer neuen Gediegenheit gewichen. Kämpgen nennt das Campus-Projekt „repräsentativ und selbstbewusst“.
Sieben Architekten standen dafür im Wettbewerb, aus dem der Entwurf von „BN Architekten“ (Hamburg) schließlich als Sieger hervorging. Ein Entwurf, der schon jetzt viel Beifall erfährt. „Mit einer qualitativ hochwertigen Architektur, die Gebäude und Landschaft miteinander vereint, wertet der Neubau das Umfeld unseres Stadtteils Kray auf“, erklärt Oberbürgermeister Thomas Kufen, „ich freue mich sehr über das klare Bekenntnis des traditionsreichen Discounters zum Wirtschaftsstandort Essen.“
Anforderungen, Ideen und Bedürfnisse
Planungsdezernent Hans-Jürgen Best wiederum lobt die Akribie, mit der die Geschäftsführung vorgegangen sei. „Ich habe selten einen Bauherrn gesehen, der sich so detailliert in ein Vorhaben hineingedacht hat.“ In Interviews und Workshops seien „die Anforderungen, Ideen und Bedürfnisse“ der Mitarbeiter gemeinsam erarbeitet und in ein Pflichtenheft übertragen worden, ergänzt Kämpgen. Und fügt hinzu: „Bei der Vorstellung des Entwurfs waren die Mitarbeiter begeistert und am Ende gab’s großen Applaus.“
Der Aldi Nord Campus illustriert zugleich die Fähigkeit des Ruhrgebiets, sich auf alten Flächen ständig neu zu erfinden. Ehedem standen auf dem Areal an der Eckenbergstraße Werkhallen des Gießerei-Konzerns Buderus, die dann durch das Logistikzentrum des Handelsriesen ersetzt wurden. Mit dem Aldi Nord Campus erhält das Quartier zum dritten Mal ein neues Gesicht. Auch zur Freude der Anwohner. Denn die Eckenbergstraße, die heute auch von Lkw beansprucht wird, wird dann ruhiger. Kämpgen: „Die Lkw werden verschwinden.“
Kapazität für 2000 Mitarbeiter
Zurzeit beschäftigt Aldi Nord in seiner Hauptverwaltung 400 Mitarbeiter, die auf zwei Standorte verteilt sind. Weil Kray trotz des 2007 errichteten Neubaus längst zu klein geworden ist, hat das Unternehmen 2013 im Ruhrturm fünf Büroetagen anmieten müssen. Der Campus ist großzügig für 800 Mitarbeiter ausgelegt, aber die Kapazität reicht für 2000. „Durch die Modernisierung unserer Filialen und die Weiterentwicklung unseres Sortiments in den vergangenen Jahren haben wir unsere Marktstellung weiter ausbauen können“, sagt Rainer Kämpgen. Er macht kein Hehl daraus, wie sehr Aldi Nord um Akademiker insbesondere aus dem Ruhrgebiet buhlt. „Wir haben den Wunsch, dass etwa IT-Absolventen der Universität Duisburg-Essen Aldi Nord als künftigen Arbeitgeber sehen.“
Die Groß-Investition in unmittelbarer Nähe zum Ruhrschnellweg will das international tätige Handelsunternehmen als Bekenntnis „zu unserer Heimat im Ruhrgebiet“ verstanden wissen. Auf charmante Weise soll im hellen Foyer an das Vermächtnis des 2010 gestorbenen Konzerngründers Theo Albrecht erinnert werden. Sein Original-Arbeitszimmer wird dort wie ein Museumsexemplar ausgestellt – zugleich eine Zeitreise in die Gründerjahre der Bundesrepublik.
Essen und Aldi – dass diese Verbindung im 21. Jahrhundert weitergedeiht, dafür steht auch Theo Albrecht. Vom Gesellschafter der Unternehmensgruppe, der sich wie einst sein Vater nicht in die Öffentlichkeit drängt, heißt es, er begleite und unterstütze das Campus-Projekt intensiv.