Essen. Für rund acht Millionen Euro entsteht an der Ruhr in Essen ein Fahrradhotel plus Gastronomiebetrieb mit Biergarten. Das Konzept ist ungewöhnlich.
An der Ruhr in Essen-Bergerhausen wandelt sich das Areal der Spillenburger Mühle: Der erste Spatenstich für die „Neue Insel“ ist erfolgt. Direkt am Ruhrtalradweg sollen ein Fahrradhotel, ein gastronomischer Betrieb mit Biergarten sowie Werkstätten zur Arbeitsförderung entstehen. Dabei setzen die Ideengeber auf Inklusion und auf Nachhaltigkeit: Der Betrieb soll CO2-neutral sein. Die geschätzten Baukosten liegen bei rund acht Millionen Euro.
„Das Projekt soll ein Leuchtturm für die Stadt Essen sein“, sagte Investor Stephan Rettenmaier. Er hatte das Areal vor über 30 Jahren erworben und das Wasserkraftwerk wieder in Betrieb genommen. Es produziert Strom für rund 1000 Haushalte, der ins öffentliche Netz eingespeist wird. In Zukunft sollen die Betriebe auf der Ruhrinsel komplett über das eigene Kraftwerk mit Strom versorgt werden, hinzu kommt regenerative Wärmerückgewinnung.
Wo zuletzt viele kleinere Handwerksbetriebe untergebracht waren, übernimmt in Zukunft komplett die „Neue Arbeit“ der Diakonie Essen. In Werkstätten fertigen Mitarbeiter als Maßnahme zur Arbeitsförderung Möbel und Accessoires aus recycelten Materialien, ein kleiner angeschlossener Laden ist angedacht. Die Maßnahmen erfolgen in Kooperation mit dem Jobcenter. Der Startschuss für die Bauarbeiten an den Werkhallen ist jetzt gefallen, sie sollen bis zum Frühjahr 2022 fertig sein. Direkt gegenüber sollen bis 2023 ein gastronomischer Betrieb und ein Fahrradhotel mit 56 Betten entstehen.
Jobs für Menschen mit und ohne Handicap
„Wir sind dabei, einen Inklusionsbetrieb zu gründen für Hotel und Gastronomie“, sagt Michael Stelzner, Geschäftsführer der „Neuen Arbeit“. 20 zusätzliche Arbeitsplätze für Menschen mit und ohne Handicap sollen so entstehen, gefördert durch den Landschaftsverband Rheinland (LVR). Mit dem Inklusionsbetrieb betrete man Neuland und sei sehr gespannt auf die Herausforderung. Und auch dort ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. „Es soll eine gute regionale Küche geben, wir kooperieren mit mehreren Bauern aus der Umgebung“, so Stelzner.
Das Fahrradhotel mit angegliederter bewachter Fahrradgarage soll Radler ansprechen, die auf dem direkt angrenzenden Ruhrtalradweg unterwegs sind. Sie können zwischen klassischen Zimmern und Familienappartements wählen. Kleinere Reparaturen können Mitarbeiter der Werkstätten direkt vor Ort übernehmen, zudem wird es Lademöglichkeiten für E-Bikes geben – auch gespeist mit Strom aus dem geländeeigenen Wasserkraftwerk.
Industrie macht Platz für Freizeit
Seit mehreren Jahrhunderten wird das Gelände, das von einem Seitenarm der Ruhr umflossen wird, industriell genutzt. Nun soll es eine neue Funktion bekommen, wobei der Charakter der Industriegebäude komplett erhalten bleibt. „Es macht das Ruhrgebiet aus, dass Industriegebäude für Freizeitzwecke umgenutzt werden“, sagt Architektin Christiane Voigt. Die „neue Insel“ leiste „mit ihrer Natur und Industriekultur einen prominenten Beitrag zum Freizeit- und Erholungswert der Region“, sind die Initiatoren überzeugt.
Und auch Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) stellte in seiner Rede zum ersten Spatenstich fest, dass das Konzept „sehr großes Potenzial aufweist, den Standort zu einem wichtigen Ankerpunkt im Essener Osten werden zu lassen“. Eine Konkurrenz zu anderen Gastronomiebetrieben an der Ruhr sehe er nicht, sie würden eher voneinander profitieren.