Essen-Vogelheim. Die Gesamtschule Nord bekommt einen Fachraum für Berufsorientierung. Der Schulleiter erklärt, warum das wie ein Sechser im Lotto ist.

Die Hälfte der Schüler, die die Gesamtschule Nord in Vogelheim besuchen, haben Eltern, die Hartz IV beziehen. „Für ihre Zukunft fehlt denen oft die Perspektive, weil sie zu Hause keine Vorbilder haben“, weiß Schulleiter Wolfgang Erdmann. Der 61-Jährige empfindet den Fachraum für Berufsorientierung, den seine Schule als einzige in ganz Essen bekommt, daher wie einen Sechser im Lotto.

Eingerichtet und finanziert von der Strahlemann-Stiftung

Trotz eines engagierten Berufsorientierungsteams würden sich viele Schüler nicht ausreichend über ihre beruflichen Möglichkeiten informiert fühlen. Sie haben laut Erdmann keine konkrete Vorstellung, wie es nach der Schule für sie weitergeht. Eingerichtet und finanziert wird der Fachraum von der Strahlemann-Stiftung aus Heppenheim. Als Teil des Talent Company Projekts soll es eine bessere Vernetzung zwischen Schulen und regionalen Ausbildungsbetrieben geben.

Bis zu den Sommerferien sollen an der Schule vier Container aufgebaut werden, um einerseits Platz für den Differenzierungsunterricht zu schaffen und den Raum einzurichten, für den die Stiftung ein spezielles Einrichtungskonzept entwickelt hat. „Schulmöbel kommen da nicht rein“, weiß Erdmann. Er soll vielmehr wohnlich und wohlig eingerichtet werden. So können die Schüler einerseits an Gruppentischen beispielsweise Bewerbungsschreiben üben und andererseits in einer Lounge-Ecke gemeinsam oder auch mit Vertretern von Unternehmen ins Gespräch kommen. Dabei können sie Hemmungen abbauen und Schwellenängste überwinden.

63.000 Euro für Mobiliar, Technik und Betreuung

Eine multimediale Ausstattung gehört ebenso dazu wie eine sogenannte „Job-Wall“. Auf dieser Fläche sollen sich Betriebe präsentieren und den Schülern eine Bandbreite ihrer Möglichkeiten zeigen. Die kooperierenden Unternehmen haben andersherum die Möglichkeit, die Fachkräfte von morgen frühzeitig zu entdecken. Langfristig sollen die Unternehmen direkt in dem Raum auch Workshops, Gespräche und Präsentationen anbieten.

Die Firmen zahlen 700 Euro im Jahr für die Präsentation an der Job-Wall, die Hälfte davon fließt in den Förderverein der Schule, sodass der Raum auch langfristig modern gehalten werden kann. Die andere Hälfte fließt wieder an die Stiftung und somit in das Projekt selbst. Die Stiftung steckt 63.000 Euro für Mobiliar und Technik in den Raum, außerdem wird die Schule durch Stiftungsmitarbeiter begleitet.

Berufsorientierungsteam arbeitet intensiv mit Schülern

„Der Raum bietet Platz für rund zehn Schüler“, erklärt Erdmann. Die Stundenpläne müssten dann so angelegt werden, dass die Lehrer, die im Berufsorientierungsteam aktiv sind, Schüler zu bestimmten Zeiten aus dem Unterricht herausziehen können, um mit ihnen intensiv zu arbeiten. „Das ist eine wahnsinnig tolle Sache für Kinder, die zu Hause oft eine passive Grundstimmung erfahren“, so Erdmann. Denen müsse man im ersten Schritt beibringen, dass sie ihr Glück selbst in der Hand haben und Initiative ergreifen können.

Firmen sollen dabei sein

Unternehmen, die Interesse an einer Kooperation haben oder ihre Ausbildungsmöglichkeiten dauerhaft an der sogenannten „Job Wall“ in dem Fachraum an der Gesamtschule Nord präsentieren möchten, können sich direkt per E-Mail an andreas.hofer@strahlemann-stiftung.de mit der Strahlemann-Stiftung in Verbindung setzen. Gefördert wird das Talent Company Projekt von der Rudolf-von-Benningsen-Stiftung, der Stiftung Alten-, Behinderten- und Jugendförderung der Sparkasse Essen, der Heike-Kracht-Stiftung sowie der Dieter-Schwarz-Stiftung.

Auch Oberbürgermeister Thomas Kufen als Schirmherr der Aktion betonte diesen Aspekt, als er mit Projektleiter Andreas Hofer und Wolfgang Erdmann die Kooperationsvereinbarung im Rathaus unterschrieb: „Mit der Talent Company schaffen wir an der Gesamtschule Nord eine gute Anlaufstelle, die Schüler in ihrer Berufsorientierung fördert, begleitet und bestärkt. Gleichzeitig hilft sie Betrieben und Unternehmen dabei, frühzeitig in direkten Kontakt mit zukünftigen Auszubildenden zu treten.“

Dieses neue Bildungsangebot stärke zugleich das Netzwerk der sehr guten Zusammenarbeit zwischen Schulverwaltung, weiterführenden Schulen, Wirtschaftspartnern und Unternehmen vor Ort und unterstütze junge Menschen dabei, den schwierigen Übergang von der Schule ins Berufsleben zu meistern. Die Eröffnung der Talent Company an der Gesamtschule Nord ist für den Sommer vorgesehen. Erdmann hofft, dass die Corona-Einschränkungen dann eine kleine Feier zulassen.