Essen. Das stadteigene Wohnungsbauunternehmen Allbau will 345 Millionen Euro investieren, um bis 2045 klimaneutral zu sein. So sieht die Rechnung aus.
Das politische Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 stellt die Wohnungswirtschaft auch in Essen vor gewaltige finanzielle Herausforderungen. So wird das städtische Wohnungsbauunternehmen Allbau laut Geschäftsführer Dirk Miklikowski mindestens 345 Millionen Euro in seinen Bestand investieren müssen. Für die Mieter heißt das: Das Wohnen wird teurer, die Mieten werden steigen.
Wo steht der Allbau heute beim Klimaschutz? Im Vergleich zu 1990, dem Referenzjahr für die Bewertung der Klimaschutzziele, konnte die Wohnungsgesellschaft den CO2-Ausstoß ihrer rund 18.000 Wohnungen um 60 Prozent senken – durch das Dämmen von Dächern und Fassaden, durch den Austausch veralteter Heizungen, darunter Tausende von Nachtspeicheröfen sowie durch Abriss und Neubau.
Allbau in Essen: Ausstoß an klimaschädlichem CO2 soll bis 2045 um 78 Prozent sinken
Von der Klimaneutralität ist der Allbau noch weit entfernt. Um das Ziel zu erreichen, hat Dirk Miklikowski mit seinem Team eine Klimaschutzstrategie für die kommenden zehn bis 15 Jahre aufgelegt. Am Ende des Weges soll der CO2-Ausstoß im Jahr pro Quadratmeter Wohnfläche nur noch sieben bis zehn Kilogramm betragen. Das wäre ein Rückgang um 78 Prozent.
Wie soll das gelingen? „Wir werden unsere Sanierungsquote erhöhen“, kündigt Miklikowski an – von derzeit zwei Prozent pro Jahr auf bis zu drei Prozent. Die Wärmeversorgung soll konsequent auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Unter anderem in 2200 Wohnungen, die heute noch durch Elektro-Netzstrom beheizt werden. Denn Nachtspeicheröfen seien ineffizient, selbst wenn sie mit grünem Strom gespeist werden. Ausgetauscht werden sollen sie bis zum Jahr 2030.
Beim Klimaschutz ist die Wohnungswirtschaft auf die Energieunternehmen angewiesen
Apropos grüner Strom: Miklikowski betont, dass die Wohnungswirtschaft auf die Energieunternehmen angewiesen ist, will sie das Ziel Klimaneutralität erreichen. „Zu 70 Prozent können wir das selber schaffen“, sagt der Allbau-Chef über sein Unternehmen. „Was die übrigen 30 Prozent angeht, setzen wir darauf, dass die Energiewirtschaft die Energieversorgung CO2-neutral hinkriegt.“ Wasserstoff könnte eine Lösung sein, ist Miklikowski überzeugt. Erdgas wäre eine Übergangslösung. Innovationen sind also gefragt. „Wir sind gespannt, was da kommt.“
Der Allbau setzt auch auf Sonnenenergie. 44 Prozent der Dachflächen des Allbau-Gebäudebestandes könnten mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden und bis zu 44 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen, so das Ergebnis einer Potenzialanalyse, die weiter vertieft werden soll. Rechnerisch könnten 12.575 Haushalte mit Strom aus Sonnenenergie versorgt werden. 50 bis 65,5 Millionen Euro müsste der Allbau investieren – zusätzlich zu den 345 Millionen Euro, die Miklikowski für den Klimaschutz veranschlagt.
Energetisch ertüchtigt
Der Gebäudebestand des Allbau ist nach Angaben des Unternehmens in den vergangenen bereits umfangreich energetisch ertüchtigt worden. So verfügten 60 Prozent der Fassaden über eine Wärmedämmung, 94 Prozent der Dächer seien in einem energetisch guten Zustand. Beide der Wärmeversorgung dominieren Gas mit 66 Prozent und Strom mit 17 Prozent als Energieträger. Der jährliche Co2-Ausstoß beträgt beim Allbau insgesamt 38.000 Tonnen (Stand 2018).
Wer soll das bezahlen? „Der Klimawandel kostet Geld“, betont Miklikowski. „Aber er muss auch bezahlbar bleiben.“ Der Allbau-Chef setzt deshalb auf finanzielle Förderung durch den Staat. Sollte die nicht wie erforderlich kommen, „muss man den Weg verlängern“ – über das Jahr 2045 hinaus. Fest stehe: Auch die Mieter werden ihren Teil beitragen müssen, in dem sie höhere Mieten zahlen. Die durchschnittliche Mieterhöhung lag beim Allbau nach Modernisierungen bei 1,50 Euro pro Quadratmeter. Im Idealfall sparen Mieter die zusätzlichen Kosten wieder, da sie nach der Modernisierung weniger Energie verbrauchen. Diese Rechnung geht jedoch nur auf, wenn die Energiekosten nicht weiter steigen.