Essen-Ostviertel. Über etwas Glück freut sich in Zeiten von Corona und Krieg jeder. Familie Schmitz hat ihres in der Glückstraße in Essen gefunden. Ein Besuch.
Biegt man von der vielbefahrenen Frillendorfer Straße im Essener Ostviertel in die verwinkelte Einbahnstraße ab, kehrt augenblicklich Ruhe ein. „Glückstraße“ steht auf dem kleinen, hinter einem großen Plakat hervor blitzenden, Schild.
Je weiter man die Straße mit den Reihenhäusern und den ordentlich zurecht gestutzten Vorgärten entlang läuft, desto merklicher entfernt sich der Lärm der Hauptstraße. An der Hausnummer 26 angekommen, schließt eine Wand aus Büschen mit der Straße ab.
Ihren Namen trägt die Glückstraße seit etwa 1874. Damals hatten Bewohner dieser Straße das Glück, einen Anteil am Großen Los der Preußischen Staatslotterie zu gewinnen. So steht es im Buch „Essener Straßen“ geschrieben, dessen Herausgeber die Stadt Essen ist.
Wer lebt hier heute? Und wie glücklich sind die Menschen, die hier wohnen?
Die Beschriftung der Klingelschilder, große Autos und Schaukeln im Garten lassen vermuten, dass hier überwiegend Familien leben – von denen an diesem Tag allerdings nichts zu sehen ist. Rollladen sind teils heruntergelassen, hier und da lugen Menschen hinter ihren Gardinen hervor.
Glückstraße: Familienbetrieb in vierter Generation
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Einzig Franz-Josef Schmitz werkelt mit ein paar Bauhelfern auf dem Gelände des Familienbetriebs Schmitz Brennstoffgesellschaft mbH herum, der seit 1966 in der Glückstraße ansässig ist. Am Tag des Ortsbesuches soll das Gelände einen neuen Zaun bekommen.
Er und seine Ehefrau Christel Schmitz leben seit etwa 44 Jahren in der Glückstraße 1 und sind darüber äußerst glücklich. „Ich bin sehr dankbar, dass meine Kinder und Enkelkinder mit auf der Straße in unserer Nachbarschaft leben“, sagt der 78-Jährige. „Hier haben wir unseren Wohnsitz, die Familie und den Betrieb unter einem Dach.“
Mittlerweile betreibt sein Sohn Christian Schmitz das 1900 gegründete Unternehmen in vierter Generation. Dieses beliefert zum einen Heizöl und Diesel an Privat- und Geschäftskunden aus. Auf der anderen Seite setzt die Firma Kranfahrzeuge fest in einem Betonsteinwerk ein. Zuvor war der Firmensitz in der Innenstadt. „Als ich hier Immobilien kaufte, war die Straße noch ein Gewerbegebiet“, blickt Schmitz zurück. Zudem sei sie schmal und dadurch nur schwer befahrbar gewesen. „Die Straße habe ich dann also erstmal ausbauen lassen.“
In turbulenten Zeiten Halt bei der Familie finden
Von seinem Haus aus kann das Ehepaar auf den Hauptbahnhof und das Rathaus blicken. „Es ist schön, hier zu leben“, sagt Franz-Josef Schmitz. Von den anliegenden Bahngleisen und der Frillendorfer Straße komme jedoch teils störender Lärm, der über die Jahre immer mehr zugenommen habe. Ruhe findet Christel Schmitz deshalb im Garten, ihr Lieblingsort in der Glückstraße. „Hier versorge ich meine Blumen, spiele mit unseren Enkelkindern und entspanne mich“, sagt die 73-Jährige. Sie zeigt auf die Hortensien, die neben einem angelegten Wasserlauf wachsen. „Wenn die erst richtig blühen, wird es hier noch schöner.“
Gerade in Zeiten von Coronapandemie und Ukraine-Krieg findet das paar an diesem Ort Halt. Wenn Franz-Josef Schmitz sein Enkelkind auf der Straße mit dem Fahrrad flitzen sieht, ist seine Welt für einen Moment in Ordnung. Es seien die kleinen Dinge, die zufrieden machten. Mit Blick auf seine Frau ergänzt eher: „Mein Glück steht direkt neben mir.“