Essen. Nach der SPD sehen sich jetzt auch die Christdemokraten mit Plakatfälschungen konfrontiert. Warum CDU-Chef Hauer dennoch keine Anzeige erstattet.
Überkritzeln war gestern. Der plakative Wahlkampf-Wettstreit anno 2021 kommt offenbar deutlich subtiler daher. Nach den Sozialdemokraten, die sich im vergangenen Jahr über gefälschte Plakate im aufkommenden Kommunalwahlkampf ärgerten, trifft es in diesen Tagen die CDU: Vor allem am Essener Hauptbahnhof und im näheren Umfeld haben offenbar Klima-Aktivisten mit grafisch aufwendigen Fälschungen ihrem Frust über die Christdemokraten Luft gemacht.
Nicht nur, dass seine Partei des Klima-Ruins bezichtigt wird, ärgert den CDU-Vorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Matthias Hauer, sondern auch und vor allem, dass die unbekannten Urheber bei ihren Plakat-Provokationen die Werbelinie der CDU kopiert haben und die Passanten so zumindest irritierten: „Das ist aus unserer Sicht kein fairer Wahlkampf“, so Hauer, der allerdings anders reagieren will als einst die SPD.
„Die wollen unsere Aufmerksamkeit, aber den Gefallen tun wir ihnen nicht“
Die hatte im April vergangenen Jahres umgehend Strafanzeige gestellt, von „hoher krimineller Energie“ gesprochen und sah eine „groß angelegte Verleumdungsaktion“ ihrer Haltung zur Flüchtlingspolitik, zumal auch in anderen Städten Fake-Plakate aufgetaucht waren.
CDU-Mann Hauer ballt die Faust in der Tasche, behält sie aber auch dort: „Die wollen unsere Aufmerksamkeit, aber den Gefallen tun wir ihnen nicht.“ Eine Strafanzeige der Kreispartei werde es mithin nicht geben, gleichwohl wurden die ersten Wahlplakate bereits entfernt. Im Netzwerk Facebook spekulierten Nutzer über die radikale Gruppe „Extinction Rebellion“ als Urheberin, zumal das von der Gruppe veröffentlichte nachts aufgenommene Bild einer beklebten Plakatwand am Hauptbahnhof noch tropfnasse Klebespuren zeigt. Intern diskutieren wird man bei der CDU die Guerilla-Aktion womöglich dennoch. Denn auch einige Grüne reckten beim Blick aufs Motiv den Daumen hoch.