Essen. Während Paketdienste auch in Essen vom wachsenden Online-Handel profitieren, gerät der klassische Einzelhandel in Bedrängnis. Geschäfte wie Foto Frankenberg müssen deshalb umdenken. Ein Fallbeispiel.

In fünf Wochen ist Weihnachten. Für den Essener Einzelhandel brechen damit die wichtigsten Wochen des Jahres an. Doch so mancher Händler befürchtet, dass es vor allem wieder ein rauschendes Fest für den Internethandel werden könnte.

Wie das boomende Online-Shopping den klassischen Einzelhandel verändert, davon kann Martin Krause, Inhaber von Foto Frankenberg, ein Lied singen. Als um die Jahrtausendwende Ebay & Co. immer beliebter wurden, ging das Traditionsgeschäft mit damals noch 50 Filialen pleite. Geblieben ist heute nur noch der Laden am Flachsmarkt in der City, den der 46-Jährige als ehemaliger Mitarbeiter seither führt.

„Die Dreistigkeit ist raus“

Krause durch- und überlebte auch die neuen Smartphone-Zeiten, als Kunden im Laden standen und ihm ihr Telefon mit den aufgerufenen Internet-Preisen unter die Nase hielten. Häufig konnte er da nicht mitgehen. Schlimm sei das noch vor vier, fünf Jahren gewesen. Doch solche Erlebnisse werden weniger. „Die Dreistigkeit ist raus“, meint Krause. Die Kunden würden zwar weiterhin auf den Preis achten, haben sich meist schon im Internet informiert, aber ihnen sei die persönliche Beratung und der Service vor Ort wieder mehr wert. Viele hätten auch schlechte Erfahrungen im Netz gemacht. Und sie schätzen, dass sie die Produkte vorm Kauf im Laden ausprobieren können.

Auch Krause ist selbstbewusster geworden: Manchem Käufer, der sich lange beraten lasse und letztlich doch auf dem Internetpreis beharre, hält er heute auch mal entgegen: „Okay, ich mache Ihnen den Online-Preis und Sie überlegen sich, was Ihnen die Beratung wert war.“ Dennoch: Der so genannte Beratungsklau komme immer wieder vor. Das ist die Spezies Kunden, die in den Laden kommen, sich aufwendig beraten lassen und dann doch im Internet bestellen.

Diese Erfahrungen machen in Essen offenbar auch andere Händler. In einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer vom Mai, gaben immerhin 52 Prozent der Befragten an, dass der klassische Einzelhandel zunehmend als Showroom genutzt werde. Und jeder Dritte glaubte, dass der klassische Handel nach und nach an Bedeutung verliere und zurückgedrängt werde.

Stärkere Spezialisierung

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Krause gehört nicht zu den Pessimisten. Ihn schreckt das Internet heute kaum noch. Er könne gut von seinem Geschäft leben. Dabei setzt er nicht nur auf Beratung, Krause änderte auch das Profil des Ladens komplett. Früher, da habe man nur Kameras verkauft. Davon allein könne man allerdings nicht mehr leben. Krause bietet nun mehr Dienstleistungen wie Foto-Workshops oder einen Wartungsservice an, und er spezialisierte sich stärker im Sortiment.

Dem kommenden Weihnachtsgeschäft jedenfalls sieht Krause gelassen entgegen: „Bei uns läuft es Jahr für Jahr besser. Der Internet-Hype ist vorbei.“

Die Post muss wegen des Paketbooms aufrüsten

Das Weihnachtsgeschäft hat für die Deutsche Post DHL in Essen bereits begonnen. „Das Paketaufkommen nimmt jetzt Woche für Woche zu“, sagt Inga Lena Hemmert. Die 23-Jährige ist die Leiterin der neuen Paket-Zustellbasis an der Emscherbruchallee in Bergeborbeck, die Anfang des Monats in Betrieb gegangen ist. Nicht zuletzt durch die boomenden Internetbestellungen wächst das Paketgeschäft der Post nach deren Angaben jedes Jahr um etwa zehn Prozent.

Die neue DHL-Zustellbasis in der Emscherbruchallee.
Die neue DHL-Zustellbasis in der Emscherbruchallee. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool

Rund 30.000 Pakete bearbeitet die Post in der Weihnachtszeit pro Tag für Essen. Vergangenes Jahr stieß das Logistikunternehmen der Post, DHL, in Essen deshalb bereits an Kapazitätsgrenzen. In der Zustellbasis in Stoppenberg musste DHL Zelte aufbauen, um die Paketmengen unterzubringen. „Wir kamen mit den Mengen nicht mehr klar“, sagt der Essener Niederlassungsleiter Karl-Heinz Behrens.

Mit der neuen Halle im Gewerbegebiet an der Emscherbruchallee haben die Zusteller nun mehr Platz und vor allem bessere Bedingungen, müssen nicht mehr bei Wind und Wetter in den Zelten arbeiten.

Die eigentliche Sortier-Technik, die fünf bis sieben Millionen Euro kosten wird, ist allerdings noch nicht eingebaut. Sie kommt verspätet im nächsten Jahr. Mit ihr soll die Sortierung der Pakete dann nicht mehr nur im Paketzentrum Dorsten möglich sein sondern auch vor Ort in Essen. „Damit werden wir schneller und können die wachsenden Mengen besser abarbeiten“, kündigt Behrens schon mal vor allem mit Blick aufs Weihnachtsgeschäft nächstes Jahr an.

Auch neue Zusteller hat Essens Post-Chef dieses Jahr eingestellt – über 100 im Bereich der hiesigen Niederlassung, die für den gesamten Postleitzahlenbereich 45 zuständig ist. Allein in der neuen Zustellbasis sind 30 neue Jobs entstanden. „Es ist doch schön, wenn man in einem wachsenden Unternehmen arbeitet“, frohlockt er.