Essen.. Essener Unternehmer tauschen im Netzwerk „Klarinette“ immer mittwochs um 7 Uhr Empfehlungen und Kundenkontakte aus. Sie gehören dem weltweit agierenden Business Network International (BNI) an. Allein im Januar erwirtschaftete die Essener Gruppe knapp 51.000 Euro - nur über das Prinzip Vitamin B.

Die Stadt wacht gerade auf. Und während die meisten Menschen um 7 Uhr allenfalls an ihren Kaffee denken können, haben einige Mittelständler an der Alfredstraße schon nichts anderes als ihr Geschäft im Kopf. Seit 2010 kommen sie jeden Mittwoch in der „KochBarEssBar“ zu Austausch und Frühstück zusammen.

Über das Internet kann sich ja schließlich jeder vernetzen. Im realen Leben Geschäftsempfehlungen und Kunden zu vermitteln, ist ungleich erfolgreicher, haben die 28 Mitglieder der Essener Unternehmensgruppe „Klarinette“ festgestellt. Sie gehören zum Business Network International, kurz BNI, einem weltweit operierenden Netzwerk aus Unternehmern. Allein in Essen sind vier Gruppen aktiv, in ganz Europa begeistern sich 125 000 Menschen für das amerikanische Konzept.

Das Prinzip ist simpel: Vom Elektroinstallateur über einen Architekten bis hin zum Personal-Trainer und Chauffeur sind unterschiedlichste Berufszweige aus Handwerk und Dienstleistungssektor vertreten. Wichtig ist, dass jeder Beruf nur einmal besetzt ist. „Wir wollen ja untereinander keine Konkurrenz schaffen“, erklärt Anette Dieckmann.

„Empfehlungsmarketing ist der Königsweg der Kundenwerbung“

„Empfehlungsmarketing ist der Königsweg der Kundenwerbung. Mailings und Telefonaktionen nerven die meisten nur noch. Auf diesem Weg kann man Kontakte weitervermitteln, denen man vertraut“, sagt Elektriker Christian Gerhardt. Wenig später startet die 60-Sekunden-Präsentation, das Herzstück der wöchentlichen BNI-Treffen. Jeder Unternehmer hat eine Minute Zeit, um sich und seine Arbeit vorzustellen. Obwohl sich die Mitglieder untereinander kennen, bleibt diese Runde spannend. „Mein Fall der Woche war ein Model, dem in Berlin ein Koffer mit Schuhen im Wert von 8 500 Euro gestohlen wurde. Den Schaden haben wir reguliert“, erzählt Versicherer Stefan Hirtz. Tierärztin Heike Großjung stellt ihre homöopathischen Heilmethoden vor, Wolter Claasen vermittelt potenzielle Firmennachfolger, Michael Walgenbach schneidert Maßanzüge. Fotograf Matthias Duschner zeigt die großformatige Aufnahme aus einem Schlachthof. Er wolle keine schönen, sondern auffallende Bilder machen, sagt er und die Aufmerksamkeit ist ihm sicher.

Das Vitamin-B-Prinzip funktioniert: Über das Netzwerk wurden allein im Januar Aufträge mit einem Umsatz von knapp 51 000 Euro generiert, im vergangenen Jahr kamen so mehr als eine halbe Million Euro zusammen.