Essen-Kettwig. Es war ein grandioser Abschied vom aktuellen Kettwichte-Ensemble - mit Songs aus den vergangenen fast fünf Jahrzehnten begeisterte das Schülerkabarett des Theodor-Heuss-Gymnasiums am Samstag die Besucher im Alten Bahnhof. Es war auch ein Abschied von Monika Kleinholz und Heiner Reßmeyer. Gemeinsam hatten sie die Kettwichte der letzten Jahre geprägt. Die THG-Lehrerin, die in wenigen Monaten in den Ruhestand geht, mit sicherem Gespür und ruhiger Hand vor Ort, der ehemalige THG-Lehrer, der aus Ankara, wo er lebt und arbeitet, die Texte an die Ruhr schickte.
In einer äußerst launigen Rede hielt THG-Direktor Thomas Döpner dann auch den Rückblick auf die Erfolgsgeschichte der Kettwichte - und weil es weitergeht, weil mit dem ehemaligen Kettwicht und Studenten Marco Geiger und dem THG-Lehrer Christian Reindl die Nachfolger, Neuanfänger und Vielleicht-anders-Macher gefunden sind, wurde es auch ein Ausblick. Aber einer mit Seitenhieben. Nicht etwa auf die nahezu makellose Erfolgsgeschichte des Schülerkabaretts, sondern auf die „Degeneration der öffentlichen Kultur, die mittlerweile Kloschüsselniveau erreicht hat“.
Wenn angedacht sei, dass Kanzlerduell von Stefan Raab moderieren zu lassen, könne man sich nur über ein „kleines und handgemachtes Schülerkabarett freuen“. Und Monika Kleinholz bescheinigte ihrem Schulleiter dann auch anschließend „ein beträchtliches kabarettistisches Potenzial“, auf das das neue Leiter-Duo bei Bedarf zurückgreifen könne. Und auch Heiner Reßmeyer gab den „neuen“ Kettwichten etwas mit auf den Weg - er zitierte Karl Valentin: „Kunst kommt von Können und nicht von Wollen, sonst hieße es Wunst. Das Kettwiger Publikum muss man über Jahre gewinnen - verliert nicht die Spur“.
Und dann der fliegende Wechsel - um kurz vor 22 Uhr stehen sie auf der Bühne. Die neuen Kettwichte. Das sind bislang Niklas Schubert Rocha, Simon Masloch, Sebastian Laudage, Paul Messerschmidt, Charlotte Neuheuser, Dariana Schneider, Sina von der Heiden und Sven Hampel und Sven Tschampel. „Im Mai werden wir noch weitere Kettwichte casten“, sagt Marco Geiger, der den Vorgeschmacks-Text für die Neuen geschrieben hat. „Früher war alles besser“ - so heißt er. Ob mit Frage- oder Ausrufezeichen. Um die Generationenfrage geht es, um den Drahtseilakt, das ältere Publikum zu behalten und Jüngere zu begeistern. Eine Aufgabe, der sich Marco Geiger und Christian Reindl stellen werden. Und irgendwann werden die Kettwichte ihre Texte wieder selbst schreiben. Wie sagte Marco: „Ziel ist es, dass ich mal keine Arbeit mehr habe...“
Für den Terminkalender: Die Premiere wird am Freitag, 13. September, sein.