Essen. Streit im Knast. Mit dem Küchenmesser bedroht ein Häftling den anderen. Doch im Gerichtssaal versöhnen sie sich wieder.
Der Drohung ging eigentlich nichts Schlimmes voraus. Zu laut war dem Pädophilen der wegen versuchten Mordes verurteilte Mithäftling. Da bedrohte er ihn mit einem Küchenmesser. Für diese Attacke kam er glimpflich davon,nachdem der Bedrohte im Gerichtssaal die Entschuldigung des Angeklagten angenommen hatte. Zwei Monate muss der Pädophile nur länger sitzen.
Tränenreiche Szenen spielten sich am Dienstag bei der Entschuldigung im Essener Gerichtssaal ab. Das Opfer der Tat, ein 29 Jahre alter Gelsenkirchener, muss immerhin elf Jahre und sechs Monate Haft absitzen. Er hatte im Sommer 2012 16 Mal auf seine frühere Freundin eingestochen und ihrem neuen Freund ebenfalls einen fast tödlichen Stich in die Leber verpasst. Einen Spielplatz in Gelsenkirchen-Horst hatte er sich dafür als Tatort ausgesucht. Weil er anderen Bekannten als charmant bekannt war, hatte die Psychiaterin ihn damals im Prozess als den Mann mit den zwei Gesichtern bezeichnet.
Schwer genug im Knast
Die Bedrohung mit dem Messer nimmt der 29-Jährige dem jetzt Angeklagten nicht mehr übel. Er erinnert an dessen Vorstrafe zu vier Jahren und zehn Monaten Haft: „Er hat es mit seiner Straftat schon schwer genug im Knast.“ Der Angeklagte, ein wohlhabender Kölner, 37 Jahre alt, hatte sich von einem Gelsenkirchener gegen Geld regelmäßig Jungen zwischen zwölf und vierzehn Jahren zu seiner sexuellen Befriedigung liefern lassen.
Wegen dieser Taten hatten beide in der Essener Justizvollzugsanstalt in einer sozialtherapeutischen Abteilung für Gewalt- und Sexualstraftäter gesessen. Am zweiten Weihnachtstag eskalierte die Situation. Der Angeklagte, der gerade Paprika mit einem Messer schnitt, fühlte sich durch laute Rufe des 29-Jährigen belästigt: „Das nervte.“ Mit dem Küchenmesser in der Hand baute er sich vor ihm auf. „Ich steche euch ab“, rief er laut Urteil.
„Er schien mir unberechenbar“
„Ich hatte Angst“, sagte das Opfer, „er schien mir unberechenbar“. Als er den Pädophilen laut anschrie, soll sich dessen Gesichtsausdruck geändert haben. Der Angeklagte bestätigt das: „Da habe ich plötzlich erkannt, wie bescheuert das war.“
Im Saal entschuldigt er sich bei seinem ehemaligen Mithäftling. Der zeigt Größe, nimmt die Entschuldigung an. Er will die Tat selbst nicht zu hoch ansiedeln. Aber er sei gerade dabei, seine eigene Tat aufzuarbeiten und wollte die Drohung mit dem Messer nicht auf sich beruhen lassen: „Ich habe die Einstellung, dass man die Konsequenzen tragen muss für den Scheiß, den man macht.“ Für den Pädophilen ging die Drohung glimpflich aus. Auf fünf Jahre Haft erhöhte die Kammer seine Strafe.