Essen.. Die knisternde Gemütlichkeit von Kamin-Öfen wird in Essen immer beliebter. Doch die stadtweit rund 24 600 Kamin-Öfen verursachen auch teils stinkende Rauchschwaden. Folge sind nicht nur Nachbarschafts-Streit, sondern auch hohe Feinstaub-Belastungen.

In Essen haben die Öfen in den vergangenen Jahren einen „Boom“ erlebt, wie Bezirksschonsteinfegermeister Andreas Kahlert berichtet. „Es gibt 30 Prozent mehr Öfen als im Jahr 2008.“ Nun werden die romantischen Feuerstätten ein Politikum.

Die Debatte über Umweltzonen verengt sich häufig auf rote und grüne Plaketten. Der bei der Holzverbrennung entstehende Feinstaub sei aber nicht weniger gesundheitsgefährdend als die Emissionen durch den Straßenverkehr. Karsten Lindloff, Leiter der Umweltplanung im Umweltamt der Stadt Essen, fordert: „Die Fristen und Grenzwerte der Bundesverordnung müssen beschleunigt und verstärkt werden.“ Für Haushalte mit älteren Öfen würden durch Verschärfungen nur geringe finanzielle Aufwendungen entstehen, so Lindloff. Manchmal reichten schon elektrostatische Filter, die den bei der Holzverbrennung entstehenden Staub binden könnten. Kostenpunkt: deutlich unter 1000 Euro.

Das Aachener Modell

Bei der Thematik lohnt ein Blick über den Tellerrand: In Aachen gibt es ein Pilotprojekt, eine lokale Abwrackprämie für Kaminöfen. Für Filternachrüstungen oder einem Austauch von Altgeräten gibt es eine Finanzspritze von 250 Euro, für eine Stilllegung je nach Typ der Anlage 50 Euro. Verbunden ist die Maßnahme mit strengen Emmissions-Regeln. „Schonfristen für Grenzwerte im Jahr 2025 sind doch der reine Wahnsinn“, sagt Gerd Peschel vom Umweltamt in Aachen. Unbequem könnte diese Ausnahme-Regelung für die Stadt werden, wenn demnächst die Schornsteinfeger reihenweise Öfen beanstanden müssen.

Konkret zu dem Aachener Modell wollte sich Karsten Lindloff vom Umweltamt Essen am Montag nicht äußern. Er verwies auf eine gewünschte Landesgesetzgebung, die die Bundesverordnung in einigen Punkten abwandeln könne. Vom NRW-Umweltministeriums heißt es, die Pläne der Kommunen seien „sehr interessant“. Eine Tendenz für oder gegen die Pläne gebe es aber noch nicht. Sie würden derzeit geprüft. In einigen Wochen wird mit einer Stellungnahme gerechnet.