Konzert der „257ers“ bringt Ballermann-Stimmung an die Ruhr
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Essen.. Heimspiel für die Hip-Hop-Combo aus Kupferdreh: „257ers“ verwandeln Grugahalle in einen bunten Party-Palast. Jubel für Ex-Bandmitglied „Keule“
Ein nackter Mann mit Weihnachtsmütze singt zwischen Windmühle und Riesenbanane „Hakuna Matata“, während eine Figur aus dem Videospiel „Mario-Bros“ eine Bierduschen-Leitung ins Publikum legt. Ein Gorilla schlägt die Trommel, und Comic-Seemann Popeye beweist sich als Meister des Pogos, dem Tanz mit gegenseitigem Anrempeln: Was Außenstehenden anmuten mag wie die Realisierung eines ziemlich absurden Traums, ist die Welt der Essener Hip-Hop-Combo „257ers“, die sie in der gut gefüllten Grugahalle entfalten. Eine Welt, die, wenn man sich auf den infantilen Humor einlässt, unheimlich Spaß macht.
„Jingle Bells“ und eine Weihnachtsversion des Gaga-Hits „Holz“
Der erste Auftritt der Erfolgsrapper in Essens berühmtester Konzertlocation ist gleich in mehrerlei Hinsicht ein besonderer. Natürlich weil es ein Heimspiel darstellt für Shneezin und Mike, die ihre Liebe zu ihrer Stadt mit RWE-Trikots demonstrieren. Und auch, weil das Konzert als „Weihnachtsfeier“ tituliert ist, ein Thema, das das Duo immer wieder streift. So fungiert die Weihnachtsversion des Gaga-Hits „Holz“ als Opener, und später legt ihr Produzent und DJ Voddi noch Weihnachtslieder wie „Jingle Bells“, „Oh Tannenbaum“ oder „In der Weihnachtsbäckerei“ auf, zu denen das feierwütige Publikum lauthals mitsingt.
Aber was das Publikum vollends zum Ausrasten bringt, ist der Auftritt des ehemaligen Crewmitglieds Keule: Dieser hat erst im vergangenen Frühjahr die „257ers“ verlassen, der Trubel war ihm offenbar zu groß geworden, nachdem vor zwei Jahren mit ihrem ersten Nummer-Eins-Album „Boomshakkalakka“ der Weg auf der Erfolgsleiter unentwegt aufwärts gegangen ist. Der in diesem Jahr erschienene, noch erfolgreichere Nachfolger „Mikrokosmos“ fand schon ohne Keules Mitwirkung statt, ebenso die folgenden Liveauftritte. Bis jetzt.
Die Fans haben ihn vermisst, wie die überbordende Reaktion zeigt. Dabei war die Stimmung vorher schon gut: Ob kuriose Spartipps in „Save Money“, ihr Anti-Nazi-Song „Das Gleiche“, ihre nicht gerade jugendfreie, emanzipationsfeindliche Ode an „Lisa“ oder ihre zum Hit gewordene Liebeserklärung an „Holland“, „die geilste Stadt der Welt“: Die Grugahalle tobt die ganze Zeit über wie auf einer ausgelassenen Mallorca-Ballermann-Party. Ihre sich zwischen Zotenwitzen, purem Nonsense und Dadaismus bewegenden Texte feuern sie dabei in unglaublicher, stakkatohafter Geschwindigkeit ab.
257ers rocken Grugahalle
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Keule würzt dann nach gut 45 Minuten den Party-Rap mit einer guten Prise bodenständigen Hip-Hop-Style, der den zum Duo geschrumpften „257ers“ doch etwas abgeht. Ja, in der zweiten Hälfte, die Keule komplett mitgestaltet, wird deutlich, wie gut dessen robuste Macho-Attitüde die Show der beiden verbliebenen schlaksigen Energiebündel ergänzt.
Und viele Goldene Schallplatten als Weihnachtsgeschenk für Freunde
Die zu kurz geratene Zugabe huldigt mit „Abgehn!“ schließlich noch den 1990er-Eurotrash und krönt damit das 90-minütge Party-Pur-Heimspiel von Essens verrückten Hip-Hop-Königen. Und als die „257ers“ ihrer kompletten Bühnencrew inklusive Statisten und Freunden auf der Bühne noch eigene Goldene Schallplatten als Weihnachtsgeschenke überreichen, kommt in der bunten Partywelt fast doch noch so etwas wie besinnliche Stimmung auf.
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