Kray..
Dem Nachwuchs eine Chance: Schon im dritten Jahr öffnet die Studio-Bühne ihren sinnbildlichen Vorhang für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene: Rund 100 Akteure stehen in den nächsten sechs Wochen auf der Bühne des Krayer Amateurtheaters. Das Schlagwort „Sturm & Drang 2.0“ entwickelt sich so langsam zur Marke.
Die „jungen Wilden“, das waren einst auch Goethe und Schiller, die in der Sturm-und-Drang-Periode die etablierte Theaterszene gehörig aufwirbelten, so dass sie heute als Genies verehrt werden. So hoch will das Team um die künstlerische Leiterin Kerstin Plewa-Brodam die Ziele ihrer Projekte jedoch nicht stecken. „Wir wollen natürlich einerseits neue Zielgruppen für unser Haus erschließen, ihnen andererseits die Gelegenheit geben, Theater auf eine andere Art zu erleben denn als Zuschauer“, sagt sie. Will heißen: Mitmachen erbeten!
So stehen die jungen „Bühnenstürmer“ der Studio-Bühne an diesem Sonntag, 18. Mai, im Fokus: In dem selbst erarbeitetem Stück „Schneewittchen muss weg“ üben in zwei Vorstellungen, um 12 und 14 Uhr, sieben- bis zehnjährige Kinder den Zwergenaufstand. Die Leitung der Gruppe hat mit Petra Hollstein, Ann-Kathrin Hundt und Sebastian Hartmann ein Trio übernommen, das selbst seit frühester Jugend auf der Studio-Bühne steht.
Im Zentrum der dritten „Sturm und Drang 2.0“-Staffel steht jedoch die Produktion „Der Krieg, er ist nicht tot…“. Obschon die Zeile aus einem Lied des 1996 verstorbenen Polit-Pop-Barden Rio Reiser stammt, diente den Jugendlichen (17 bis 23 Jahre) der Roman „Heeresbericht“ als Vorlage: Darin verarbeitete der Autor Edlef Köppen eigene Erlebnisse als junger Soldat im Ersten Weltkrieg. „Die Protagonisten im Buch sind genau so alt wie die jungen Männer und Frauen unserer Gruppe – sie begegnen sich quasi auf Augenhöhe“, erläutert Theaterpädagoge Thorsten Simon, der mit seinen Schützlingen ausgehend vom Text eifrig über das Thema Krieg diskutiert hat. Das Projekt, das am 31. Mai, 19 Uhr, und 1. Juni, 18 Uhr in der Studio-Bühne zu sehen ist und am 5. Juni, 19.30 Uhr, im Haus der Geschichte gastiert, ist offizieller Bestandteil der Veranstaltungsreihe „1914: Schönheit und Schrecken“, mit dem die Stadt Essen an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs erinnert.
Dabei sind es nicht nur Eigenproduktionen, die ab dem 18. Mai für anderthalb Monate den Spielplan bestimmen: Auch Theatergruppen von Schulen nutzen die Studio-Bühne. So zeigt der Drama-Kurs des Gelsenkirchener Ricarda-Huch-Gymnasium am 20. und 21. Mai, 19 Uhr, sowie am 22. und 23. Mai, 10 Uhr, die Eigenproduktion „1001 Nights in London“. Vom 24. bis 27. Juni ist dieselbe Schule mit einer Bearbeitung des Dramas „The Magdalen Whitewash“ von Valerie Goodmann zu Gast – beide Stücke laufen in Englisch. Vom 14. bis 17. Juni zeigt die Theater-AG des Steeler Carl-Humann-Gymnasiums die Eigenproduktion „Alex, 16“. Und am 2. Juli, 20 Uhr lädt schließlich das Burggymnasium zum „Mädelsabend“ – und thematisiert, warum in ihrer Theater AG kein einziger Junge mitmacht. So viel Nabelschau sei gestattet beim Theater der jungen Wilden heute.