Essen..
Er zählt zu den bedeutendsten Architekten, die in dieser Stadt wirkten, und doch ist sein Name nur in Fachkreisen ein Begriff. Die Rede ist von Alfred Fischer (1881 - 1950). Aus Anlass des "Tag des offenen Denkmals" folgt eine Rundfahrt am morgigen Samstag, 9. September, in zwei Etappen den Spuren, die der ehemalige Direktor der Handwerker- und Kunstgewerbeschule, dem Vorläufer der heutigen Folkwang Hochschule, in Essen und auch in Gelsenkirchen hinterließ.
Der Architekt Peter Brdenk, Gründungsmitglied des Forum Kunst & Architektur, nennt Alfred Fischer in einem Atemzug mit Georg Metzendorf, dem Essen die Margarethenhöhe verdankt, mit Edmund Körner, dem Erbauer der Alten Synagoge, und mit Ernst Bode, der unter anderem die Lichtburg gebaut hat - allesamt Größen ihrer Zunft.
Alfred Fischer gilt in der Fachliteratur als prägend für die Industriearchitektur im Ruhrgebiet. Die Zeche Königin Elisabeth in Schonneck gibt Zeugnis davon. Zu den herausragenden Bauten, die Fischer in Essen, schuf zählen aber das heutige Grashofgymnasium in Bredeney und der Sitz des Regionalverbandes Ruhr (RVR) an der Kronprinzenstraße.
Den Bruch, den Fischer vollzog, wird gerade hier deutlich, liegt doch gleich gegenüber das Verwaltungsgebäude der Emschergenossenschaft mit seiner detailreichen Backsteinarchitektur von Wilhelm Kreis. „Fischer war Avantgarde“, urteilt der Architekt Ernst Kurz, der die Bustouren begleiten und leiten wird.
Dieser baute in Essen auch diverse Villen, die ebenfalls Ziel der Rundfahrt am Tag des offenen Denkmals sind. Fischers selbstentworfenes Wohnhaus in Bredeney steht übrigens nicht unter Denkmalschutz.
Aus dem Amt gejagt
Einen Namen machte sich Alfred Fischer in Essen nicht nur durch seine Bauten, sondern als Direktor der Handwerker- und Kunstgewerbeschule, Vorläufer der Folkwang Hochschule, die er von 1911 bis 1933 leitete und prägte - schon damals oft gegen politische Widerstände, wie Peter Brdenk zu berichten weiß. Die Herren Stadträte waren nicht immer einverstanden mit Stil und Schwerpunkten des Direktors.
Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten sah sich Fischer einer Diffamierungskampagne und dem Vorwurf des „Kulturbolschewismus“ ausgesetzt. Die neuen Herrscher beurlaubten Fischer, drängten ihn 1934, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, aus schließlich dem Amt und belegten ihn mit einem Berufsverbot. Fischer floh in die „innere Emigration“ und ließ sich im bayrischen Murnau nieder. Nach dem Krieg sollte er nie wieder an seine beruflichen Erfolge anknüpfen können.
Gezeichnet von einem weiteren Schicksalsschlag, dem Tod des einzigen Sohnes Heinz Georg, der 1940 an der Westfront gefallen war, starb Fischer 1950 in seinem selbstgewählten Exil am Staffelsee. Er wurde 69 Jahre alt. In Essen - geriet sein Name unter den Trümmern des Krieges lange Jahre in Vergessenheit.