Essen-Rüttenscheid.. Auf dem Trödelmarkt an der Grugahalle finden sich noch bis Sonntag skurrile Raritäten, die so manche Anekdote über ihre Besitzer verraten: Von der britischen Telefonkarte mit dem Konterfei Lady Dianas bis hin zum erhaltenen Telekom-Münzfernsprecher.
Das Nähkästchen, aus dem die Damen der Familie Klein gerne plaudern, hat eine lange Geschichte hinter sich: Großtante Ingrid hat es bis zu ihrem 95. Geburtstag Jahrzehnte lang genutzt, um so manches Loch zu stopfen, ehe es ein verstaubtes Dasein im Keller fristete.
Einmal im Jahr, da graben Oma Inge (84), Tochter Claudia (54) und Enkelin Christine Klein (30) eben solche Schätze wie die hölzerne Kiste aus. „Meine Oma stand damals schon auf dem Antiquitätenmarkt im Saalbau. Sie hat ihre Leidenschaft fürs Trödeln an uns weiter gegeben“, sagt Christine Klein, die schon seit zehn Jahren zum Trödelmarkt an die Gruga kommt. „Für uns ist es ein großer Spaß. Und mein Mann ist froh, wenn der Krempel aus dem Haus ist“, sagt Claudia Klein und lacht.
Familiäre Atmosphäre
Den großen Reibach haben die meisten privaten Händler nicht im Sinn, wenn sie ihre Tapeziertische und Pavillons unterhalb des Girardethauses aufbauen. Das Gefühl zwischen ausgedienten Diddl-Mäusen, Bügeleisen aus der frühen Nachkriegszeit und überdimensionalen Trockenblumen ist beinahe ein familiäres.
Das trifft besonders auf den Stand von Ingrid Jansen (73) und ihren Freunden zu. Mit zehn Leuten werfen sie einmal im Jahr alles zusammen, was zum Wegwerfen zu schade, zum Behalten aber dann doch zu kitschig, alt oder skurril ist. Die Flasche Prosecco ist am Vormittag schon geköpft. „Es soll ja Spaß machen“, sagt Jansen, die immer ihre ausgelesenen Krimis verkauft. Um 10 Uhr sind die Schmöker von Autoren wie Elizabeth George und Kathy Reichs längst vergriffen. Noch zu haben ist eine original verpackte, britische Telefonkarte mit einer Abbildung von Lady Di. „Das ist bestimmt ein Sammlerstück“, mutmaßt Jansen.
Ein Paradies für Nostalgiker
Passend dazu bietet Sarah Krüger aus Borbeck nur wenige Meter weiter einen noch funktionsfähigen Münzfernsprecher der Telekom an. Der habe lange in einer Essener Kneipe gehangen, weiß Krüger, die auch ein paar mit Blattgold überzogene Löffel offeriert.
Es sind vor allem Nostalgiker, die an diesem Dienstagmorgen mit geübtem Blick durch die noch lichten Reihen streifen und Raritäten längst vergangener Technik-Zeitalter im Visier haben. Fündig werden sie auch bei den beiden Studenten Alexander Reinhardt (24) und Erik Peters (24), die für ihre Trödel-Premiere einen voll bepackten Golf mitgebracht haben. Ein schweres Tonbandgerät und ein Verstärker aus den 1970er-Jahren wecken das Interesse eines Kunden, 15 Euro sind ihm dann aber doch zu viel, er zieht weiter.
Feilschen, weggehen, wiederkommen: Wie auf dem Basar geht es auf dem staubigen Parkplatz zu. Erik Peters sieht’s gelassen. Die Erinnerungen, die an seinem Trödel hängen, sind mit Geld ohnehin nicht zu bezahlen.