Essen.. Während draußen auf der Kettwiger Straße die Zeit sich wandelt in rasender Geschwindigkeit, steht das Café Overbeck wie ein Fels in der Brandung. Seit 1956 am Standort Kettwiger Straße 15. Folglich sagt der Chef: „Starbucks ist für uns keine Konkurrenz. Ein reines Senioren-Café sind wir aber auch nicht.“

Zu den Verkaufsklassikern im Café Overbeck zählt die Buttercreme-Schnitte aus Blätterteig, und eigentlich sieht man das ja schon, wenn man reinkommt. Das meiste hier ist buttercremefarben: die Wände, das Mobiliar, und das Licht, das aus den bauchigen Rauchglas-Lampen scheint, die überm Verkaufstresen hängen – nun ja, das Licht ist irgendwie auch buttercremefarben hier.

Und während draußen auf der Kettwiger Straße die Zeit sich wandelt in rasender Geschwindigkeit, die Läden kommen und fast noch schneller wieder gehen, die Billigklamottengeschäfte sich gleichen wie ein Ei dem anderen und die City ungewollt fast zu einem neuen Markenzeichen gekommen ist, nämlich der Primark-Tüte aus Altpapier . . .

Während also der Lauf der Dinge nicht immer alles zum Besten dreht für die Essener Innenstadt, steht das Café Overbeck wie ein Fels in der Brandung. Seit 1956 am Standort Kettwiger Straße 15, die geschwungene Neonschrift an der Fassade leuchtet noch immer, die Schaufenster haben runde Ecken, und auch innen ist fast alles rund, man könnte das Café Overbeck unter Denkmalschutz stellen als Beispiel für gelungene Nachkriegsarchitektur. Folglich sagt der Chef: „Starbucks ist für uns keine Konkurrenz. Ein reines Senioren-Café sind wir aber auch nicht.“

Beide „Außenstellen“ wurden im Jahr 2000 geschlossen

Sie haben sogar Mitnehm-Kaffee im Programm, auf einer Schiefertafel, die versteckt im Regal steht, heißt es: „Kaffee to go“, immerhin nicht „Coffee to go“. „Das wird aber nicht angenommen“, sagt Eckhard Overbeck (54). Er führt das Geschäft in dritter Generation, hat Betriebswirtschaftslehre studiert. Kein Bäcker- oder Konditormeister. „Ich kann nicht kochen oder backen, aber ich kann schmecken“, sagt Overbeck. Wenn Produkte neu eingeführt werden, führt kein Weg am Chef als Vor-Tester vorbei. Seinen Geschmack trainierte er sich unter anderem in längeren Lehr-Aufenthalten an im Berliner Café Möhring, das am Kudamm residierte.

Overbeck hat derzeit rund 35 Mitarbeiter, mit allen Aushilfen sind es 60. Es gibt noch eine Filiale auf der Rüttenscheider Straße. „In Spitzenzeiten waren es schon mehr als 100“, erinnert sich Overbeck. Im Jahr 2000 schloss man die beiden Cafés am Willy-Brandt-Platz und an der Limbecker Straße: Am Willy-Brandt-Platz vergrößerte sich die Hauptpost. Wo heute Geldautomaten stehen, tranken die Leute früher Kaffee aus Porzellantassen und aßen Frankfurter Kranz. Und an der Limbecker Straße ist seitdem „Apollo Optik“.

Essener Café Overbeck schließt

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Geschäft profitiert von Seniorenkino und Mittagstisch

Das Haupt-Café gegenüber dem Glockenspiel an der Kettwiger Straße hat 300 Sitzplätze, doch die Hälfte des Umsatzes macht der Außer-Haus-Verkauf: Hochzeitstorten, Spezial-Anfertigungen aus Marzipan, süße Mitbringsel, edle Pralinen, sogar abgepackter Marmorkuchen ist zu haben. Große, neue Cafés mit viel Außenbetrieb, so wie das „Solo“ neben der Lichtburg, seien zwar Konkurrenten, räumt Overbeck ein, aber: „Viele mögen es eben klassisch und kommen zu uns.“

Vom Seniorenkino, das einmal monatlich stattfindet, profitiere das Geschäft erheblich, und nicht mehr wegzudenken sei auch der Mittagstisch: Täglich ab 11 Uhr gibt es Wirsinggemüse bürgerlich, Bauern-Omelett, Bauernsülze (alles jeweils 6,95 Euro) und andere rustikale Speisen. Es gibt sogar junge Kunst-Studenten der Folkwang-Uni, die regelmäßig ins Overbeck gehen.

Overbeck ist authentisch. Was man von der Kettengastronomie nicht sagen kann. „Das Kulturhauptstadtjahr“, sagt Overbeck, „haben wir deutlich gespürt.“ Die vielen Wochenend-Touristen kamen und sagten: „So ein schönes Café haben wir zu Hause nicht.“

Na denn: Morgen Mittag im Overbeck? Zu Sachertorte oder Rinderroulade. Beides geht. Und noch viel mehr.

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