Essen. In Essen sitzt die Notruf- und Serviceleitstelle des Siemens-Konzerns. Die Mitarbeiter sorgen dafür, dass Einbrecher nicht ihr Unwesen treiben oder dass bei einem Brand schnell Hilfe kommt. Rund um die Uhr - auch am Heiligabend.

Das Haus in der Paul-Klinger-Straße 7 wirkt von außen wie ein normales Bürogebäude. Dort sitzt die Notruf- und Serviceleitstelle des Siemens-Konzerns. Beim näheren Betrachten ist dort jedoch nichts gewöhnlich.

Die Männer und Frauen arbeiten hinter Fensterscheiben aus Panzerglas, die Bürotüren bestehen aus zentnerschwerem Stahl, es gibt Sicherheitsschleusen, Kameras und selbst die Zuluft wird überwacht, falls jemand Gift- oder Schlafgas „einschleusen“ will. Die Fensterscheiben im Serverraum sind mit millimeterdicken Stahlplatten zugeschweißt. Spätestens hier wird klar: Es geht um den Schutz sensibler Daten, die so mancher Ganove oder Verbrecher gerne für sich hätte oder wenigstens manipulieren würde.

Die Mitarbeiter der Notruf- und Serviceleitstelle wachen rund um die Uhr. Sie wachen darüber, dass Einbrecher nicht ihr Unwesen treiben können, dass Produktionsprozesse ohne Störungen weiterlaufen oder bei Brandgefahr schnell die Feuerwehr gerufen wird. Gerade jetzt an den Weihnachtsfeiertagen sorgen sie rund um die Uhr dafür, dass andere in Ruhe im Kreise ihrer Familien feiern können. Denn in dieser Zeit stehen häufiger als sonst Häuser leer, sind Fabriken oder Geschäfte verwaist. „Die dunkle Seite der Macht aber sitzt nicht unterm Baum und feiert“, sagt Andreas Nippe, Chef der Leitstelle.

20 Millionen Mal Alarm pro Jahr

Essen ist neben Nürnberg eine der beiden Notruf- und Serviceleitstellen des Siemens-Konzerns. Von hier aus werden nicht nur bundes- sondern weltweit fast 100.000 Anlagen überwacht, die mit der Leitstelle verbunden sind. Das können neben Einbruch- oder Brandschutzsystemen auch Aufzüge, Bankautomaten, Kühlhäuser, Ampelanlagen oder gar Wehenschreiber für trächtige Stuten sein. „Wir überwachen alles vom Eierkocher bis zum Atomkraftwerk“, bringt es Teamleiter Ralf Horst auf den Punkt.

Über 20 Millionen Alarme gehen im Jahr in den beiden Leitstellen ein. Die Mitarbeiter sind dann dafür zuständig, ein vorher genau ausgeklügeltes Notfallprogramm ablaufen zu lassen und gegebenenfalls Hilfe zu organisieren. „Wir haben auch schon Einbrecher verbal in die Flucht geschlagen“, berichtet Nippe. Denn falls die Räume entsprechend mit Technik ausgestattet sind, können sich die Mitarbeiter nicht nur per Video, sondern auch akustisch dazu schalten.

15 Mitarbeiter arbeiten Heiligabend

An einen der spektakuläreren „Einsätze“ erinnert sich Ralf Horst noch genau. Im Museum für Archäologie in Herne war eine prähistorische Kernbohrung aus Eis ausgestellt. Ausgerechnet am Wochenende gab die Kühlanlage ihren Geist auf und die Zeugnisse aus der Vergangenheit drohten unwiederbringlich dahin zu schmelzen. Das kaputte Kühlsystem schlug in Essen Alarm und die Mitarbeiter organisierten, dass die Eissäule in der Kühltruhe bei einem benachbarten Bäcker eingelagert wurde.

15 der insgesamt 40 Mitarbeiter werden allein am heutigen 24. Dezember in Essen Notrufe entgegen nehmen. Dass es welche geben wird, das ist genauso so sicher wie das Amen in der Kirche.