Essen. Mit atemberaubender Geschwindigkeit breiteten sich vor Jahren die Sportwettlokale aus. Seit 2008 sind die Buden verboten. 20 Internetcafes oder Teestuben hat das Ordnungsamt in Essen im Auge, denn die verbotenen Geschäfte fänden nur an anderen Schauplätzen statt.
Trotz des Verbots von Sportwettbüros Anfang 2008 werden weiter wiederholt illegale Wetten abgeschlossen, berichtet das Essener Ordnungsamt. Die verbotenen Geschäfte fänden mittlerweile nur an anderen Schauplätzen statt.
Rechtliche Grauzone
Lange existierten sie in einer rechtlichen Grauzone: Büros für Sportwetten – sie hießen „Goalbetter”, „Web@Win” oder „Hattrick”. Sie breiteten sich vor Jahren in atemberaubender Geschwindigkeit aus. Mehrere Büros gab es zum Beispiel auf der Altendorfer Straße. Die Schaufenster waren mit Folie verklebt, und drinnen liefen von morgens bis abends Flachbildfernseher, auf denen irgendwelche Sportereignisse übertragen wurden. Versprochen wurde stets das große, schnelle Geld für einen minimalen Einsatz. „Weit über 100” solcher Büros gab es in Essen, schätzt Guido Krekeler, Sachbereichsleiter beim Ordnungsamt.
Alle mussten schließen
Seit 2008 gilt neues Recht – seitdem sind die Buden verboten. Sie mussten schließen. Das Problem ist aber geblieben: „Wir schreiten immer wieder dagegen ein”, berichtet Krekeler. Illegale Sportwetten, über das Internet betrieben, seien mit dem neuen Gesetz, dem „Glücksspielstaatsvertrag”, ja nicht aus der Welt geschaffen worden. Die Ordnungsbehörde habe heute rund 20 Internetcafes oder Teestuben im gesamten Stadtgebiet im Auge, in denen man bereits eingreifen musste: „Das wird dann verdeckt betrieben. Dass es verboten ist, wissen ja alle.”
Internet-Cafes stets gut besucht
Wozu gibt es heute noch Internetcafes? Wer ein wenig länger als gewohnt durch die Fenster solcher Läden schaut, muss zu der Erkenntnis kommen: Längst nicht jeder scheint heutzutage einen Internet-Anschluss zu haben. In manchen Stadtvierteln und Straßenzügen sind die Geschäfte stets gut besucht – vor allem dann, wenn man dort nicht nur günstig Surfen kann (ein Euro pro Stunde), sondern wenn auch Anrufe ins entfernte Ausland für wenig Geld möglich sind.
Gebrauchte Handys und neue Telefonkarten
Schauplatz Innenstadt: In einem Internetcafe irgendwo zwischen Kopstadtplatz und Viehofer Straße werden gebrauchte Handys und neue Telefonkarten verkauft, man kann im Internet surfen oder Verwandte anrufen, die weit weg leben. In kargen Telefonzellen an der Seitenwand stehen Männer mit Hörer in der Hand. Eine junge Frau legt klimpernd Münzen auf den Tresen und sagt, sie möchte telefonieren. „Zelle 7”, sagt der Mann hinterm Tresen und nimmt das Geld, die Frau verschwindet hinter einer Tür, auf der eine rote „7” gemalt ist.
Auf Plakaten werden die aktuellsten Tarife nach Afghanistan, Ghana oder Kamerun bekanntgegeben. Man kann für fünf Euro aber auch Telefonkarten kaufen, die für Gespräche nach Polen gemacht sind. Oder Rumänien. Handzettel in Landessprachen liegen aus.
Was er machen würde, wenn er mitkriegen würde, dass jemand am Computer Sportwetten abschließt? Der Mann hinterm Tresen beteuert: „Das ist noch nie vorgekommen.” Beim Ordnungsamt will man das Problem im Auge behalten.