Wenn in einem Unternehmen etwas nicht mehr zum „core business“ gehört, zum traditionellen Kerngeschäft also, dann klingeln bei den Betroffenen schnell die Alarmglocken.
Die Deutsche Annington nutzt diesen Begriff in ihrem Prospekt zum anstehenden Börsengang, kein Wunder also, wenn die Mietergemeinschaft Essen sich prompt sorgt, in dessen Verlauf könnten alle Wohnungen aus dem „Non core“-Segment in einem Rutsch verkauft werden. Oder, genauso schlimm: Das Unternehmen könnte diese Problemimmobilien von heute oder morgen – immerhin 700 an der Zahl – im Zustand eines hohen Sanierungsstaus belassen. Da sei, so orakelte Siw Mammitzsch von der Mietergemeinschaft gestern, „eine weitere Vernachlässigung durch mangelnde Investitionen zu befürchten“.
Die Meldung war kaum in der Welt, da stand fest: In der Bochumer Annington-Zentrale würden sie an diesem Freitag wohl etwas später ins Wochenende gehen müssen, denn eine solche Geschichte mit Aufreger-Potenzial in der kompletten Mieterschaft mag das Unternehmen nicht übers Wochenende stehen und gären lassen.
Nur für langfristig Orientierte
Am frühen Abend deshalb der Versuch, die Sorgen gleich im Ansatz zu zerstreuen: Ja, von den 10.100 Wohnungen der Deutschen Annington in Essen, gehören 700 nicht mehr zum Kerngeschäft – zum Beispiel, „weil sie sich nicht effizient bewirtschaften lassen“. Ein Verkauf der Wohneinheiten en bloc sei aber keineswegs geplant, betonte gestern Pressesprecher Philipp Schmitz-Waters. Und natürlich könnten die Mieter völlig unabhängig von in der Tat geplanten Verkäufen in ihren Wohnungen wohnen bleiben, die Mieterverträge gingen schließlich mit allen Rechten und Pflichten auf den Erwerber über. Obendrein werde man „selbstverständlich nur mit langfristig orientierten Kaufinteressenten verhandeln“.
„Vollkommen unbegründet“ sei auch die Sorge der Mietergemeinschaft, die Wohnungen aus dem „Non core“-Segment würden auf Dauer vernachlässigt, man werde vielmehr weiterhin darauf achten, „dass die Wohnungen intakt und in einem ordentlichen Zustand sind“.
Modernisieren für 900.000 Euro
In diesem Jahr, so hieß es gestern bei der Deutschen Annington, investiere man insgesamt etwa 900.000 Euro in rund 100 Essener Wohnungen. Den Einwand der Mietergemeinschaft, man löse mit Modernisierungen am Ende auch Verdrängungsprozesse aus, weil sich wenig betuchte Mieter die steigenden Mieten nicht leisten könnten, lässt die Deutsche Annington nicht gelten: Die Wohnungswirtschaft sei schließlich in einem regulierten Umfeld tätig, und Mietsteigerungen bewegten sich im Rahmen der örtlichen Mietspiegel.
In den vergangenen Jahren hat die Deutsche Annington nach eigenen Angaben die Miete jährlich im Schnitt um etwas mehr als zwei Prozent erhöht.