Freisenbruch..
So richtig gut war es um den Einzelhandel in Freisenbruch zuletzt nicht bestellt, doch jetzt schlagen die Politiker endgültig Alarm. „Es muss sich hier etwas tun, sonst ist die Nahversorgung für die Menschen im Quartier auf Dauer ernsthaft gefährdet“, warnt CDU-Ortsverbandsvorsitzender Michael Heep.
Auf Heeps Schreibtisch in seinem Büro an der Bochumer Landstraße liegen zahlreiche Bilder von Immobilien. Es sind Zeugnisse des Scheiterns; sie zeigen zahlreiche Leerstände in Freisenbruch, zu denen sich nun auch der ehemalige Standort des Netto-Marktes gesellt hat. „Seit dem 24. Januar hat der Markt geschlossen“, erklärt Heep und zeigt auf das Haus, das früher einmal ein Kino war. Nun steht es zum Verkauf; ebenso wie das anliegende Haus an der Bochumer Landstraße 342, obwohl dort aktuell noch eine Gaststätte betrieben wird.
„Vom Eigener gewünscht ist der Verkauf in Gänze“, sagt der beauftragte Immobilienhändler Weichert. „Der Pachtvertrag mit dem Gastronomen würde dann fristgerecht abgewickelt.“ Die Ansiedlung eines Marktes wie beispielsweise Penny hält er nach Abriss für möglich, wenn auch nicht ganz einfach; wegen der notwendigen Parkplätze.
In Freisenbruch ist dies beileibe kein Einzelfall. Folgt man der Bochumer Landstraße in Richtung Osten, dünnt sich der Einzelhandel aus. Edeka hat schon vor mehr als zehn Jahren aufgegeben. An der Ecke Hausnummer 311, einem ehemaligen Zoogeschäft, versuchte sich erst ein Sportartikelanbieter, dann ein Hochzeit-Ausstatter – ohne Erfolg. Nun steht die Immobilie seit einem halben Jahr leer. Auch ein mongolischer Schnellrestaurant gab nach fünf Jahren endgültig auf.
„Die Schließung des Netto-Marktes war für uns die Initialzündung“, sagt CDU-Ratsfrau Evelyn Heep. Zumal auch die Zukunft der noch ansässigen Schlecker-Filiale in den Sternen steht. „Im Moment trennt sich das Unternehmen von vielen kleinen Läden im gesamten Bundesgebiet“, weiß Michael Heep. „Und in unserer Filiale sieht man eigentlich nie mehr als zwei oder drei Kunden zur selben Zeit. Doch dies ist ein Problem, das nicht nur für Freisenbruch gilt.“
Gibt der Status Quo Anlass zur Sorge, war es im Quartier um den Handel nicht immer so schlecht bestellt. „Früher hatten wir hier vier Metzger gleichzeitig“, erinnert sich Evelyn Heep. „Heute ist es gerade noch einer. Und der hat an drei Nachmittagen in der Woche geschlossen.“ Ironie des Schicksals: Der Netto-Markt ist nicht ganz unschuldig an der Handel-Tristesse im Stadtteil: „Natürlich hat der Markt den Fleischern Kunden gekostet“, sagt Evelyn Heep, „doch der verbliebene, alt eingesessene Metzger kommt eigentlich gut zurecht, wie man hört.“ Der Metzger Loets an der Bochumer Landstraße 338 machte vor zehn Jahren zu, jedoch aus Altersgründen.
Generell sei auch nicht alles schlecht in Freisenbruch. „Es gibt hier beispielsweise zwei Grundschulen“, sagt Ratsfrau Evelyn Heep. „Im Haferfeld und am Sachsenring.“ Hinzu kommt die Sonderschule am Hellweg. „Doch der Einzelhandel ist ein echtes Problem.“
Sicherlich, der Rewe-Markt in Richtung Steele läuft an sich gut, „doch dies ist ja nun auch die einzige Alternative für die Kundschaft aus dem Stadtteil“, weiß Roland Schiedung. Der CDU-Bezirksvertreter hat sich einmal die Mühe gemacht und die Entfernungen zu anderen Märkten ausgerechnet. Vom Hellweg in Höhe Hausnummer 248 trennen andere Lebensmittelmärkte weite Wege: Netto Riddershof, Aldi Rodenseelstraße, der Rewe in Wattenscheid, Rewe Grendplatz, Lidl/Aldi Ruhrau und Rewe Ahestraße – sie alle liegen drei bis vier Kilometer entfernt. „Da sind der Rewe in Steele und der Edeka am Philosophenweg mit rund anderthalb Kilometern Entfernung noch die nächsten“, rechnet Schiedung vor. Besonders für Senioren sind diese Strecken jedoch viel zu lang.
„Ideal wäre deshalb ein Markt am alten Netto-Standort“, sagt Evelyn Heep.
Die Ratsfrau will nun im Gespräch zusammen mit Stadtplanern ausloten, wo die Möglichkeiten und Grenzen für die Planung, aber auch für die Politik liegen und lädt deshalb zu einem Infoabend ein. „Wenn es uns zumindest gelingt, erste Kontakte zwischen der Stadt und Vermietern zu knüpfen, ist schon etwas gewonnen“, ist Michael Heep überzeugt.
Stadtplaner referiert
Andreas Müller, stellvertretender Leiter für Stadtplanung und Bauordnung, ist am kommenden Montag, 27. Februar, zu Gast in Freisenbruch. Im Gasthof „Haus Springob“, Bochumer Landstraße 333, wird der Stadtplaner ab 19 Uhr mittels eines Beamer-Vortrages über die Chancen des Handels in Freisenbruch auf Grundlage des „Masterplans Einzelhandel“ referieren. Eingeladen hat dazu die CDU vor Ort. Interessierte Bürger und natürlich Vermieter im Stadtteil sind dabei herzlich willkommen. Diskutiert werden Lösungsstrategien, wie der Handel im Quartier nachhaltig belebt werden kann.