Essen..

Der Essener Ethnologe Henning Christoph lebt für Afrika. Sein „Soul of Africa“-Museum auf der Rü gibt Einblicke in eine andere Welt. Der 67-Jährige möchte vor allem mit den durch Hollywood kolportierten Vorurteilen gegenüber Voodoo aufräumen.

Wer an Voodoo denkt, dem kommt sicherlich keine Fantaflasche in den Sinn. Aber Mami Wata gefällt’s: Der afrikanische Wassergeist ist dafür bekannt, Wünsche materialistischer Natur zu erfüllen. Dafür muss ihr aber ein Opfer gebracht werden - Parfüm, Geld oder eben Fanta, wegen der knallgelben Farbe.

Ein Stipendiat aus Benin, der zurzeit in Essen studiert, kommt jede Woche in das Voodoo-Museum an der Rüttenscheider Straße und bringt Mami Wata vor deren Altar ein Opfer, erzählt Kurator und Ethnologe Henning Christoph. „Zuletzt hat er 500 Euro gewonnen, es scheint also zu funktionieren“, sagt Christoph. Wie kein anderer hat sich der 67-Jährige in den vergangenen Jahrzehnten mit der afrikanischen Religion befasst, der 60 Millionen Menschen anhängen. Damit möchte Christoph nicht nur einen Einblick in eine andere Welt geben, sondern auch mit dem von Hollywood kolportierten Vorurteilen gegenüber Voodoo aufräumen.

„Die Menschen dort haben sich die wahren Werte wie Gemeinschaft und Familie bewahrt“

Denn die Religion hat weit mehr zu bieten als mit Nadeln gespickte Stoffpüppchen. „Voodoo ist eine sehr moderne Religion, die sich mit dem Zeitgeist wandelt“, sagt Christoph und holt wie zum Beweis eine Figur hervor - im Mund steckt eine Zigarette, außerdem wurde sie mit Alkohol übergossen. Ein afrikanischer Fußballfan brachte die sogenannte Bocio 2006 zur WM nach Dortmund mit. Jetzt ist sie im „Soul of Africa“-Museum ausgestellt. Das öffnete Henning Christoph vor elf Jahren - wohl auch aus Platzmangel, schließlich hat er mehrere tausend Exponate gesammelt - die umfangreichste Voodoo-Sammlung ihrer Art. Kein Wunder also, dass Christoph bereits mehrere Bücher geschrieben hat und im vergangenen Jahr sein Dokumentarfilm „Voodoo - die Kraft des Heilens“ Kino-Premiere feierte.

Auch für sein nächstes Projekt, ein Film über die Pygmäen in Kamerun, laufen die Vorbereitungen bereits. Henning Christoph lebt für Afrika - errichtete eine Klinik-Schule in Benin und besitzt dort eine Farm, die er regelmäßig besucht. Viele Kontakte verbinden den Essener mit dem afrikanischen Kontinent.

Die nutzt er auch, um die „Afrikanische Nacht“ vorzubereiten, die am 18. Juni in der Gelsenkirchener Zoom-Erlebniswelt stattfindet. Dazu lud er einen Maler aus Nigeria, einen Heiler aus Ghana und einen Kunsthändler aus Kamerun ein, die Einblicke in ihren Alltag geben.

Ob er einen Kulturschock erlebt, wenn er von seinen regelmäßigen Besuchen nach Essen zurückkehrt? „Ja“, sagt Christoph, „dabei sind nicht die Afrikaner die Exoten, sondern wir. Die Menschen dort haben sich die wahren Werte wie Gemeinschaft und Familie bewahrt.“