Logistik-Riese Schenker zieht bis Juli in neue Konzernzentrale
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Essen. Die Bahn-Tochter Schenker bezieht bis 1. Juli ihr neues Gebäude „The Grid“ an der Kruppstraße. Essen sichert sich damit den nächsten Konzernsitz.
Es war ein zäher und langer Kampf hinter den Kulissen gewesen. Mehrere Städte hatten hart um Schenker gerungen. Dann entschied sich die Deutsche Bahn aber doch dafür, den Sitz ihrer Logistiktochter in Essen zu belassen und innerhalb der Stadt in einen Neubau zu ziehen.
Das ist fast auf den Tag genau drei Jahre her. Nun ist das Firmengebäude an der Kruppstraße 4 fertiggestellt und ersetzt das alte AEG-Haus zwischen ehemaliger Post-Girozentrale und dem Rheinstahlhaus. Bahnchef Rüdiger Grube selbst war gestern zur Schlüsselübergabe nach Essen gereist, nicht nur um den Bau zu loben („ein Blickfang und Glanzstück“) sondern auch um das Standortbekenntnis der Bahn in Erinnerung zu rufen: „Wir bleiben in NRW. Schenker ist hier groß geworden.“
Neue Schenker-Zentrale "The Grid"
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Die Konkurrenz, gegen die sich Essen durchsetzen musste, war namhaft gewesen: Hamburg, Berlin, Mainz, Duisburg und Frankfurt hatten ebenfalls um das Prestigeprojekt gebuhlt. Schließlich ging es um nicht weniger als ein Unternehmen, das Milliardenumsätze erwirtschaftet und über 65.000 Mitarbeiter weltweit beschäftigt, davon allein 730 am Firmensitz.
Kürzere Wege und bessere Kommunikation
Dass sich die Bahn letztlich für Essen entschied, hatte dann aber wohl doch einen ganz simplen Grund: „Was macht man, wenn 80 Prozent der Belegschaft nicht mit nach Frankfurt oder Hamburg gehen wollen?“, so Gesamtbetriebsratschef Klaus Vögele.
In der Kruppstraße erwartet die Mitarbeiter ab 1. Juli ein modernes Gebäude mit hellen, lichtdurchfluteten Großraumbüros und einer zentralen Lage in Bahnhofsnähe – auch wenn mancher ein Büro mit Blick auf die benachbarten Bahngleise abgelehnt haben soll. Bislang ist Schenker auf acht Standorte im Stadtgebiet verteilt. Selbst die Vorstände sitzen nicht zusammen in einem Gebäude. Da scheint die Frage, die Bahnchef Grube gestern mehr rhetorisch stellte, berechtigt: „Wie klappt das?“ Wohl mehr schlecht als recht. Schenker-Vorstandschef Jochen Thewes unterstrich deutlich, dass sich das Management kürzere Wege und bessere Kommunikation erhofft, wenn nun alle Mitarbeiter an einem Standort zusammensitzen.
„Essen hat einen Lauf“
Schenker reiht sich in eine regelrechte Serie guter Nachrichten für Essen ein. Einen Tag zuvor erst hatte der Bergbaukonzern RAG den Grundstein für seine neue Zentrale in Essen gelegt, wenige Wochen zuvor schon der Ablesedienstleister Ista und der Chemiekalienhändler Brenntag, der von Mülheim nach Essen zieht. Essen scheint sich in jüngster Zeit einen Konzernsitz nach dem nächsten für die kommenden Jahre zu sichern. Schon Eon hatte Essen als Standort gewählt. In die Reihe passen auch RWE, die Funke Mediengruppe oder Aldi Nord, die sich in der Stadt neue Zentralen bauen.
„Essen hat derzeit einen Lauf“, sagt der Chef der Industrie- und Handelskammer, Gerald Püchel. Unternehmen, die sich im Ruhrgebiet umsehen, ziehen Essen vor, „wenn sie ein passendes Grundstück finden“, so Püchel.
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