Essen. Seit Ausbruch des Coronavirus in Deutschland registriert die Transfusionsmedizin der Uniklinik Essen eine sinkende Bereitschaft Blut zu spenden.


Blut spenden nach Ausbruch des Coronavirus – geht das noch? Prof. Dr. Peter Horn (47), Direktor des Instituts für Transfusionsmedizin der Universitätsmedizin Essen, steht Rede und Antwort.

Herr Horn, wie entwickelt sich die Blutspendebereitschaft seit dem Ausbruch des Coronavirus?


Horn: Sie nimmt leider ab. In der Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Essen beobachten wir einen Rückgang von 10 bis 15 Prozent. Andere Blutspendedienste registrieren denselben Rückgang. Nur ein kleiner Teil davon ist darauf zurückzuführen, dass die Menschen wirklich krank sind. Der weitaus größere Teil schreckt wohl davor zurück, das Krankenhaus zu betreten.

Die Menschen haben Angst, sich im Krankenhaus mit dem Coronavirus anzustecken. Zu Recht?

Prof. Dr. Peter Horn ist Direktor des Instituts für Transfusionsmedizin der Universitätsmedizin Essen.
Prof. Dr. Peter Horn ist Direktor des Instituts für Transfusionsmedizin der Universitätsmedizin Essen. © WAZ FotoPool | MARTIN KAISER


Nein! In den Räumlichkeiten unser Blutspende im Uniklinikum kommt man mit den Patienten gar nicht in Kontakt. Außerdem wird jeder Spender von einem Arzt untersucht. Wir arbeiten selbstverständlich mit sterilen Einwegmaterialien, so dass keinerlei Infektionsgefahr mit dem Coronavirus besteht. Übrigens kann man sich beim Blutspenden auch nicht mit dem HIV-Virus. Hepatitis (Gelbsucht) oder anderen Infektionskrankheiten infizieren.

Corona-infiziert – wie muss man sich das vorstellen? Ist das Virus schlimmstenfalls im gespendeten Blut?

Menschen, die krank sind und beispielsweise Husten, Schnupfen oder einen grippalen Infekt haben, dürfen ohnehin nicht Blut spenden. Wir messen bei jedem Spender die Körpertemperatur. Es ist kein Fall einer Coronavirus-Übertragung durch Blut bzw. Blutprodukte bekannt. Menschen, die sich gesund fühlen, werden das Coronavirus nicht im Blut haben. Es macht auch keinen Sinn, Blutspender auf Grippeviren zu untersuchen. Wären diese nämlich im Blut, wäre ein Mensch schon derart erkrankt, dass er gar nicht in der Lage wäre Blut zu spenden. Mein Appell lautet daher: Kommen Sie weiterhin zum Blutspenden, wir sind dringend auf die Spenden angewiesen!