Ärger über aggressive Bettler auf dem Essener Weihnachtsmarkt
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Essen.. Weihnachtsmarktbesucher und Standbetreiber ärgern sich über Obdachlose, Trinker und aggressives Betteln in der Essener City. Die Stadt reagiert mit Platzverweisen. Es gibt aber auch Verständnis für Menschen, die in Not geraten sind. Ein Händler beklagt die „Teilnahmslosigkeit“ von Passanten.
Der 42. Weihnachtsmarkt in der Essener Innenstadt möchte glühweinselige gute Laune verbreiten und vor allem kaufwilliges Volk in die Geschäfte der Einkaufsstadt locken. Doch der Budenzauber zieht nicht nur beschwingte Konsumenten, sondern auch eine ziemlich schwierige Klientel an: Aggressive Bettler und Leute aus der Trinkerszene. Die Händler sehen die Stadt am Zuge.
„Es kann doch nicht sein, dass wir Hunderttausende in die Lichterwochen stecken und dass das alles zunichte gemacht wird“, ärgert sich Albert Ritter, Vorsitzender des Essener Schaustellerverbandes. Er zückt sein Smartphone und zeigt Fotos vom Premierenabend des Weihnachtsmarktes: Zu sehen sind unliebsame Hinterlassenschaften auf dem Kennedyplatz wie Bier- und Wodkaflaschen, Scherben und Müll. „Wir Händler müssen Dutzende Auflagen erfüllen, aber bei denen wird einfach weggeschaut.“
Mit „denen“ meint Ritter beispielsweise die jungen Obdachlosen, Punks und Freaks, die nahe der Marktkirche oder auf dem Kennedyplatz ihr Lager aufschlagen. Ritter hingegen sehnt sich nach einer einladenden Fußgängerzone mit Niveau. „Der Rat soll endlich eine Satzung erlassen, die den Alkoholkonsum und das Campieren auf öffentlichen Plätzen untersagt.“
Stadt Essen erteilt Platzverweise
Im Rathaus sind die Klagen der Standbetreiber bekannt. „Dass sich Obdachlose, Punks und Bettler dauerhaft in der Fußgängerzone niederlassen, ist nicht hinnehmbar“, stellt ein Sprecher klar. Und fügt hinzu: „In solchen Fällen werden Platzverweise erteilt.“
Gleichzeitig weist die Stadt darauf hin, dass sie im Fall der Bettler unterscheidet zwischen den leisen, unaufdringlichen und den aggressiven. „Wir akzeptieren nicht, dass Bettler Passanten anfassen, hartnäckig ansprechen oder gar festhalten.“ Bei derartigen Vorkommnissen ist die Stadt ausdrücklich dankbar für Hinweise aus der Bevölkerung. Harmlose Bettler, heißt es, würden hingegen toleriert.
Einige Passanten haben Mitleid
Nachmittags, Markt/Ecke Kettwiger Straße: Vor dem leerstehenden Ladenlokal hocken drei Obdachlose auf bitterkaltem Pflasterstein, einer leert eine Wein-, ein anderer eine Bierflasche. Sie haben Konservendosen aufgestellt und bitten um eine Spende. Nicht alle Passanten ärgern sich darüber, einige zeigen auch Mitleid . „Die tun doch nichts Schlimmes“, sagen die Verkäuferinnen einer Imbissbude.
Ein Stück weiter runter, neben der Marktkirche, hat Markus Dietz sein „Badisches Backheisle“ aufgestellt, Spezialität „Flammkuchen“. Doch jetzt kümmert er sich um einen Trinker, der schon seit einer Viertelstunde regungslos auf dem Pflaster liegt. „Mich entsetzt die Teilnahmslosigkeit der Menschen“, sagt Dietz. „Ich komme vom Land, da kennen wir diese Gleichgültigkeit nicht.“
Der gelernte Rettungsassistent, der in den 1990er-Jahren in Afrika im Einsatz war, hat Einmalhandschuhe angezogen, zwickt den Betrunkenen und spricht ihn an. Dieser lallt schließlich seinen Vornamen - neben ihm steht ein angebrochenes Tetrapack mit Wein. In der Ferne ist schon das Martinshorn zu hören. „Ich habe den Notruf alarmiert“, sagt Dietz. Zwei Minuten später rollen die Malteser vor. „Wir bringen den Mann ins Krankenhaus“, sagt der Sanitäter.
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