Essen-Steele.. Wo heute „Steele à la carte“ über die Bühne geht, lag früher der Verkehrsplatz für die Steeler Straßenbahnen
Auf dem Kaiser-Otto-Platz, genau dort, wo ab Donnerstag und bis zum 6. September täglich Hunderte Menschen Scampis, italienische Nudeln in Trüffelsoße und Zanderfilet auf Gemüserisotto schmausen, fuhren früher die Steeler Straßenbahnen. Das Steeler Archiv wird mit einer kleinen, aber feinen Ausstellung auf der 14. Steeler Gourmetmeile daran erinnern.
Wenn die Steeler Heimatforscher Quartier gegenüber der Laurentius-Apotheke beziehen, dann darf Harald Vogelsang nicht fehlen. Er hat sich schon seit Jahren intensiv mit den Steeler Straßenbahnen beschäftigt: „Wir präsentieren auf der Gourmetmeile immer wieder andere Themen. Diesmal also Straßenbahnen, von denen heute so nur noch die ehemalige Linie 9 verkehrt, nun allerdings unter der Nummer 109, die sie mit Einführung des Verbundsystems erhielt.“
Begonnen hatte die Geschichte der Straßenbahnen in Steele bereits am 29. September 1894. An diesem Tag wurde durch ein Konsortium – bestehend aus Vertretern der Bank für Handel und Industrie sowie der Gemeinden, darunter auch Steele – ein Vertrag unterzeichnet, den planmäßigen Ausbau elektrischer Straßenbahnen im Stadt- und Landkreis Essen voranzutreiben. Dafür sorgte die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft (SEG). Die darin vorgesehene Strecke vom Viehoferplatz bis Steele sollte demnach innerhalb von vier Jahren realisiert werden. Zwar erhielt die Stadt Essen schon im August 1893 ihre ersten beiden Straßenbahnlinien vom Bergisch-Märkischen Bahnhof nach Borbeck und Altenessen, die Route von Essen aus über die Landgemeinde Huttrop bis nach Steele ließ auf sich warten, weil erst 1897 ein sechs Kilometer langes Erdkabel von Essen nach Steele verlegt werden musste. Das Rennen machte daher die Bogestra, die bereits im Oktober 1897 ihre knapp acht Kilometer lange Strecke von Gelsenkirchen über Kray nach Steele eröffnete – nach einer Bauzeit von nur 13 Monaten.
Zentrale auf Kaiser-Otto-Platz
Das Straßenbahnnetz wurde im Laufe der Jahre ständig erweitert, auch von der Bogestra, die sich von Steele nach Spillenburg vorarbeitete – und später, im Jahr 1901, nach Königssteele. Endstation war dort der Bahnhof Steele-Nord, heute Steele-Ost. Der schon 1898 geschlossene Vertrag der Stadt Steele mit der „Bergischen Kleinbahnen AG“ fand im Jahr 1907 mit dem Bau der Straßenbahnstrecke von Nierenhof über Kupferdreh bis nach Steele sein Ziel. Am Ende trafen sich in Steele also drei verschiedene Straßenbahngesellschaften, deren Netz an alle drei Steeler Personenbahnhöfe angeschlossen war.
Nach der Eingemeindung Steeles nach Essen im Jahr 1929 trat die Bogestra ihre Streckenteile nach und nach an die SEG ab. Kurze Strecken wie beispielsweise die zwischen Steele Zentrum und Steeler Hbf wurden eingestellt. Der Zweite Weltkrieg zerstörte später 81 Prozent des Essener Streckennetzes und fast alle Fahrzeuge.
Als der Straßenbahnverkehr in Steele wieder hergestellt war, endeten die Linien 4, 8 und 9 an der Bochumer Straße. Am 15. September 1950 wird der Kaiser-Otto-Platz als zentraler Verkehrsplatz in Betrieb genommen. Die 1954 gegründete Evag zählt dort 1977 rund 40 000 Fahrgäste täglich. Im Rahmen der – zum Teil – drastischen Stadtteilsanierung wurde ein neuer Verkehrsplatz am S-Bahnhof Essen-Steele auserkoren. Die Straßenbahnen wurden endgültig an den Rand der Steeler Innenstadt gedrängt.
Das Steeler Archiv zeigt auf der „Steele à la carte“ zum Thema Steeler Straßenbahnen nicht nur Bilder aus dem eigenen Fundus, sondern auch ausgewählte Exponate, allesamt Leihgaben der Verkehrshistorischen Arbeitsgemeinschaft Essen.
Zu sehen sind in der Ausstellung des Archivs zum Beispiel eine alte Straßenbahnglocke, die vom Schaffner früher mit einem Fußpedal bedient wurde. Außerdem können die Besucher der Gourmetmeile auf einer originalen Holz-Sitzbank Platz nehmen.
Auf der Gourmetmeile gibt die Steeler Bürgerschaft einen Vorgeschmack auf die „SteelerArt“, die am 11. September in der Steeler City beginnt. Auch die Lokalreporter von „Steele TV“ gewähren Einblicke in ihre aktuellen Produktionen.
Die Gourmetmeile „Steele à la carte“ wird am Donnerstag, 3. September, eröffnet. Wer sich über das kulinarische, aber auch über das musikalische Angebot informieren möchte, kann dies am Donnerstag auf der Sonderseite unserer Zeitung tun.