Essen. Die Lichtburg ist heute ein wichtiger Anziehungspunkt für die Innenstadt. Der traditionsreiche Filmpalast, der in diesem Jahr 85 Jahre alt wird, erinnert an erste Küsse und große Kinozeiten.

Es gibt einen Ort in der Lichtburg, an dem nicht nur Filmliebhaber und nostalgisch veranlagte Naturen glänzende Augen bekommen. Wer Gelegenheit hat, bei Premierenfeiern oder den regelmäßigen Jazz-Sessions die Filmbar zu besuchen, der ist bis heute von dem Gefühl beseelt, gleich könnten sich Romy Schneider und Zarah Leander auf den orangeroten Clubsesseln räkeln, um auf den Erfolg ihrer jüngsten Filmpremiere anzustoßen. Es gibt nicht viele Essener Orte, die Glamour und Eleganz früherer Tage so authentisch aufleben lassen wie die Lichtburg.

Heute heißen die Filmbar-Gäste Matthias Schweighöfer, Hannelore Elsner oder Wotan Wilke Möhring. Und dass sie die glanzvolle Premieren-Tradition in Deutschlands größtem und schönstem Lichtspiel-Palast alter Prägung fortsetzen können, war nicht immer abzusehen. Denn die Lichtburg ist eine der letzten großen Überlebenden der Branche, die Kinosterben und Multiplexboom überstanden hat, die Abriss- und Umnutzungsplänen trotzen konnte wie einer Zukunft als Shopping-Passage.

Wer ein Gefühl für den unverwechselbaren innenarchitektonischen Charme und die besondere Atmosphäre des Filmpalastes bekommen will, der muss rauf auf den Balkon, wo schon der Blick in den Saal ganz großes Kino ist. 1250 samtrote Plätze erstrecken sich vor der 150 Quadratmeter große Leinwand. Auf der Theater-Bühne kann aber auch getanzt und gespielt, gesungen und Musik gemacht werden. Die größte, hochfahrbare Roll-Leinwand Europas macht’s möglich.

Unter dem Titel "Essen entdecken - 100 besondere Orte" nehmen wir unsere Leser mit auf eine Reise durch Essen, zu Ansichten und Aussichten, Denkmälern und Kunstwerken, Kirchen und Industriebauten, zu Sehenswürdigkeiten und Merkwürdigkeiten.Nostalgische Tütenlampen und modernste 3D-Technik sind hier eben kein Widerspruch. Seit der Sanierung und Modernisierung in 2003 ist die Lichtburg auf dem neuesten Stand.

Und so sieht man der großen alten Dame der Essener Kinogeschichte, die in diesem Jahr 85 wird, ihr wechselvolles Schicksal nicht an: 1928 als das modernste Filmtheater Deutschlands eröffnet, 1943 ausgebrannt, im Stil der 1950er wiederaufgebaut, in den Glanzjahren deutscher Kinounterhaltung Anlaufpunkt für Weltstars von Cary Cooper bis Bud Spencer und für viele Essener Erinnerungsort erster Küsse und heimlicher Umarmungen, ist das heute denkmalgeschützte Traditionskino für manche längst auch ein Denkmal städtebaulichen Widertands. Ohne den Kampf von Künstlern, Bürgern und Denkmalschützern hätte das beim Aufgeben städtebaulicher Schmuckstücke nicht zimperliche Essen auch vor diesem Juwel wohl nicht halt gemacht. Heute aber gilt, was Oberbürgermeister Reinhard Paß den Lichtburg-Betreibern Marianne Menze und Hanns-Peter Hüster unlängst bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes versichert hat: „Die Lichtburg ist ein Anziehungspunkt von überregionaler Bedeutung.“ Und so soll es bleiben.

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