Essen-Freisenbruch.. Das „Probetraining“ mit vier echten Stars der Szene sorgte bei den Mitgliedern der United Brass Big Band erst für Gänsehaut und Nervosität, das Eis aber brach, bevor es überhaupt frieren konnte. Der Höhepunkt aber kommt noch: das Konzert am 28. Februar
Jazz und Swing, weit weniger populär als Pop, Rock oder HipHop, aufgrund von Lässigkeit und Tradition aber nicht wegzudenken aus der Musikgeschichte. Ohne Jazz und Swing hätte es viele andere Stile nie gegeben. Und so sind sie am Gymnasium an der Wolfskuhle seit Jahren dabei, die alten Meister hochleben zu lassen und sich auch neuen Formaten zu öffnen.
Neulich wieder. Wenn Schüler freiwillig „nachsitzen“, dann muss die Verlockung wahrlich groß sein. War sie auch, denn im zweiten Anlauf hatten es die nimmermüden Musiklehrer Robert Maruhn und Johan Malan geschafft, den Zuschlag für einen Workshop mit Mitgliedern der weltbekannten WDR Big Band zu erhalten. Und so kamen vier hochdekorierte Musiker eines Abends nach Freisenbruch, ohne auch nur eine einzige Starallüre, dafür aber mit richtig guter Laune und vielen Tipps, wie sie halt nur die echten Könner geben können. Als würden sich Julian Draxler und Mario Götze in die Trickkiste schauen lassen, nur dass dann viel mehr Bohei drum gemacht würde.
Konzert am 28. Februar
John Goldsby und Andy Haderer, Karolina Strassmayer und Ludwig Nuss – das ist schon Champions League und sorgte bei den Schülern für eine Mischung aus Ehrfurcht, Gänsehaut und Nervosität. Das Eis aber war lange gebrochen, bevor es überhaupt frieren konnte.
Ein Grund: Musiker sind halt Kollegen. Ein anderer: Die ohnehin gute United Brass Big Band war auch noch richtig gut vorbereitet. Die eigene Version des Charlie-Parker-Klassikers „Ornithology“ oder die funkigen Interpretationen von „Long Train Running“ (Doobie Brothers) und „Soul Vaccination“ (Tower Of Power) sorgten direkt für „Good Vibrations“, was einem alten Haudegen wie Goldsby ein spontanes „very swinging“ entlockte.
Die Schlagzeuger Philippe Labonde, Leander Grundmann oder Milan Preussing, Trompeter Jonas Hendrichs, Gitarristen wie Jan Brauckmann und Gregor Ott und die vielen anderen an Saxofon oder Querflöte. Sie alle hatten Spaß, denn Unterricht wie diesen kann man nicht einmal kaufen.
Apropos: Kaufen kann man übrigens auch keines der etwa 500 Tickets für das Konzert, das die WDR Big Band am Freitag, 28. Februar, in der Aula der Wolfskuhle gibt (ab 11 Uhr, Vorprogramm: United Brass Big Band). Die sind nämlich umsonst, viele aber gibt’s nicht mehr. Reservierung: 0201 860 69 730
Die Profis der WDR Big Band, die den Schülern der Wolfskuhle Tipps gaben, sind allesamt echte Stars der Szene. Etwa John Goldsby. Der Jazz-Bassist aus Louisville/Kentucky, Heimat auch eines gewissen Muhammad Ali, arbeitete mit George Benson oder Wynton Marsalis und sogar mit den Jazz-Legenden Lionel Hampton und Benny Goodman. Goldsby zupfte den Bass auf dem Soundtrack des Coppola-Films „The Cotton Club“, der 1986 den Grammy Award als beste Jazz-Instrumentaldarbietung/Big Band gewann.
Der Niederösterreicher Andy Haderer gehört seit 1988 zur WDR Big Band und spielt dort die Lead-Trompete. Seit 1999 Professor für Jazztrompete an der Hochschule für Musik in Köln. Haderer spielte etwa mit Größen wie Phil Collins, Diane Schuur und Patti Austin. Oder Karolina Strassmayer. Nach ihrem Diplom an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz gewann die Österreicherin ein Stipendium für die New School for Social Research in New York City und wurde „Outstandig Musician of the Year“. Die Saxofonistin arbeitete mit Grammy-Preisträgerin Diane Schuur, spielte im Duke-Ellington-Orchestra und stieß 2004 zur WDR Big Band. Damals als erste fest angestellte Frau im gesamten Ensemble.
Ludwig Nuss schließlich ist Leadposaunist und Jazzsolist und als Sideman auf zahlreichen Aufnahmen zu hören, etwa von Patti Austin, Lalo Schifrin, Paul Kuhn oder Peter Herbolzheimer. Nuss engagiert sich in der Nachwuchsförderung – unter anderem als Posaunenlehrer oder als Tutor bei Jazz-Workshops. Seit 2007 Professor für Jazzposaune am Jazz-Institut Berlin.